Rebschulen sorgen für Nachwuchs im Weinberg

Während immer mehr Schulen auch in Rheinland-Pfalz mit sinkenden Schülerzahlen und rückläufigen Auslastungsquoten konfrontiert werden, verzeichnen die Rebschulen im Land eine genau gegenläufige Entwicklung.

Die Kinderstuben der Reben, die den Nachwuchs für die Weinberge in den sechs Anbaugebieten im größten weinbautreibenden Bundesland erzeugen, sind seit Jahren auf Wachstumskurs. Aktuell stehen hier fast 18 Millionen Jungreben bereit, im nächsten Jahr in die Produktion zu wechseln. Nach zwischenzeitlichem Rückgang mit einem Niedrigstand von 11,8 Millionen im Jahr 2006 ist damit wieder das hohe Niveau der Jahre zwischen 1998 und 2004 erreicht.

Bis ein Winzer überhaupt einen Weinberg anlegen kann, in dem er später die Trauben erntet aus denen er seine Weine keltert, haben schon drei Instanzen davor ihre Arbeit erledigt: Ein Züchter hat eine  spezielle Selektion einer vorhandenen Rebsorte oder die Kreuzung zweier Rebsorten vorgenommen. Der Rebveredler, der die Pflanzschule bewirtschaftet, hat auf eine Unterlage einen Rebsortenklon aufgepfropft und das Pflanzgut in einem aufwendigen Verfahren kultiviert und pflanzfertig gemacht. Die Landwirtschaftskammer als staatliche Anerkennungsbehörde hat in mehreren Anerkennungs- und Kontrollschritten die Vermehrung zu Pflanzreben, deren Sortierung und Verkauf begleitet und mit einem Pflanzenpass nach EU-Norm die erforderlichen gesundheitlichen Eigenschaften der Pflanze attestiert. Ohne Rebveredlung, ohne die Betriebe, die gesundes und leistungsfä­higes Pflanzmaterial bereit stellen, ist Qualitätsweinbau längst nicht mehr möglich.

Mit 17,9 Millionen wurden m Vergleich zum Vorjahr 2012 in Rheinland-Pfalz 3,9 Millionen Pfropfreben mehr eingeschult, was einem Anstieg um fast 28 Prozent entspricht. Sie stellen über 62 Prozent aller Rebveredlungen dieses Jahres in Deutschland. Stärkste Rebsorte ist auch in den rheinland-pfälzischen Rebschulen der Riesling mit rd. 4,8 Millionen und einem Anteil von 27 Prozent. Mit knapp 1,7 Millionen Pfropfreben und 9,3 Prozent liegt die Rebsorte Müller-Thurgau auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt vom Grauburgunder/Ruländer mit 1,4 Millionen und 7,7 Prozent. Auf den Plätzen Chardonnay und Weißburgunder mit je 1 Million (je 5,8 Prozent), Dornfelder mit 963.000 (5,4 Prozent) und Spätburgunder mit 924.000 (5,2 Prozent).

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bewertet die steigenden Zahlen als Ausdruck anhaltend wachsender Investitionsbereitschaft. Die Weinbaubetriebe seien optimistisch gestimmt und setzten mit der Erneuerung von Rebanlagen und der Anpflanzung leistungsfähige Jungreben klar auf eine gute Zukunft. Die Rebsortenverteilung mache deutlich, dass Riesling auf absehbare Zeit die Rebsorte Nr. 1 in Rheinland-Pfalz bleiben werde, dass die verschiedenen Burgundersorten sich in der Beliebtheitsskala ganz vorne etabliert hätten, wobei die starke Platzierung von Chardonnay als Hinweis auf die zunehmende internationale Ausrichtung zu werten sei, und dass die Rebsorten Müller-Thurgau und Dornfelder nach wie vor einen sicheren Platz in der Spitzengruppe behaupten.