Präsident kritisiert Berichterstattung des SWR – Einstieg in konstruktiven Dialog

BAD KREUZNACH. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, hat die Berichterstattung des SWR zu den Bauernprotesten in einem offenen Brief an Landessenderdirektorin Dr. Simone Schelberg kritisiert.

„Der Südwestrundfunk als öffentlich-rechtlicher Sender berichtet über Land und Leute, das ist sein Auftrag. Große und kleine Veranstaltungen werden journalistisch begleitet und zur besten Sendezeit einem breiten Publikum nähergebracht. Sportliche Ereignisse, selbst in regionalen Nischen, erhalten wertvolle Sendeminuten. Aber wenn über 1000 Landwirte mit über 900 Traktoren durch Neustadt an der Weinstraße fahren und eindrucksvoll auf ihre missliche Lage aufmerksam machen, steht die geleistete Berichterstattung Ihres Hauses in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Nachrichtenwert dieses Themas“, sagte der Präsident.

Es sei für ihn schlicht nicht nachvollziehbar, dass die große Not der Erzeuger unserer aller Lebensmittel in den Redaktionen scheinbar nur als Randaspekt wahrgenommen werde. In dem offenen Brief heißt es weiter: „Bundesweit beteiligen sich zehntausende Menschen an den Protesten, die die Landwirte mit zahlreichen Aktionen landauf-, landab neben ihrer schweren Arbeit organisieren. Gerade in Rheinland-Pfalz, einem Flächenland, in dem die Landwirtschaft traditionell eine sehr hohe Bedeutung hat, muss der Fokus der Öffentlichkeit doch mehr auf diese Aktionen gelenkt werden. Diesen Anspruch erheben die Landwirte und Winzer gerade gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“

Ökonomierat Schindler wies darauf hin, dass sich die Bauern und Winzer in einer existenzbedrohenden Situation befänden, einer überbordenden Bürokratie ausgesetzt seien und sich durch zusätzliche Schutzvorschriften in der Zukunft zu Unrecht an den Pranger gestellt sähen. „Zu lange schon haben sie hinnehmen müssen, dass sie als Sündenböcke für Klimaschutz herhalten und agrarpolitische Entscheidungen ausbaden müssen“, betonte der Kammerpräsident, der darauf hinwies, dass da „keine großen Unternehmen aufstehen, die durch professionelle Lobbyarbeit ihre Stellung zu sichern wissen. Es ist der Landwirt von nebenan, der nicht mehr vor, noch zurück weiß. Der von seiner Hände Arbeit lebt. Unterstützen Sie bitte diese Menschen, die für unsere Ernährung sorgen und unsere Kulturlandschaft pflegen, mit einer angemessenen, breiten Berichterstattung.“

Nach einer ersten Reaktion der Landessendedirektorin des SWR, Dr. Schelberg, sieht Präsident Schindler den Einstieg in einen konstruktiven Dialog gelungen. Die Direktorin schilderte in ihrer Antwort die Sicht des SWR und bot weitere Gesprächsbereitschaft an.

„Nach wie vor bin ich der Meinung, dass die Stimmung in der medialen Darstellung landwirtschaftlicher Probleme mehr Objektivität vertragen kann. Aber ich freue mich über die Möglichkeit des Dialogs, in den wir uns jetzt weiterhin einbringen werden“, so Präsident Schindler abschließend.