Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e.V.

Westerwälder Milchviehhalter können weiterhin nicht den Leistungsanschluss im Land finden!

Am 26. Januar 2016 fand die Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e.V. in der Krambergsmühle in Winkelbach statt.

Der Vorsitzende Martin Schmidt, Hattert-Hütte, konnte im voll besetzten Saal, wieder ein Mal viele junge Mitglieder und Ehrengäste begrüßen. In seinen einführenden Worten blickte er auf das vergangene Jahr zurück. Das Jahr 2015 war ein schwieriges Jahr. Die Milchquote ist gefallen, der Absatz der Milch ins Ausland durch die Auswirkungen des Russland-Embargos und Wirtschaftskrise in China stark unter Druck gekommen. Durch das Überangebot an Milch sind die Preise gefallen. Um die Einnahmen der Landwirte gleich zu behalten, wird zum Teil die Produktion in den Betrieben weiter ausgedehnt. Die Nachfrage nach Zuchtvieh ist im letzten halben Jahr deutlich rückläufig. Die Zuchtviehexporte sind ins Stocken gekommen. Trotz dieser Situation kann die Vereinigung auf ein bewegtes Jahr zurückblicken: Eine gut besuchte Mitgliederversammlung in 2015, eine interessante, gemeinsame Züchterfahrt mit der Züchtervereinigung Koblenz nach Österreich. Viele Schauen fanden auf Bezirks-, Verbands- und Bundesebene im Geschäftsjahr statt. Höhepunkt war jedoch der „Tag der Landwirtschaft“ mit der „VI. Rhein-Mosel-Rinderschau“ am 30. August 2015 in Neuwied/Heimbach-Weis. Hierfür bedankte sich Martin Schmidt, als Sprecher dieser Schau, insbesondere bei Familie Werner Neumann vom Hof-Meerheck, Neuwied/Heimbach-Weis, für die Bereitstellung des Geländes, den Sponsoren aus der Wirtschaft für die Anzeigen und Gewerbestände und bei den beteiligten Landkreisen und dem Land Rheinland-Pfalz für die finanzielle Unterstützung. Ferner dankte er der Rinder-Union West e.V. und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz für die Ausführung der Schau. Nicht zu vergessen, ein großes Dankeschön an die ausstellenden Betriebe mit ihren Tieren. Schließlich steckte in der Vorbereitung der Schautiere sehr viel zusätzliche Arbeit. Diese hat sich auch gelohnt, denn den Verbrauchern und Berufskollegen wurde der Zuchtfortstritt der Region präsentiert. Insbesondere der hohe Anteil an älteren Kühen auf der Schau hat gezeigt, dass die Aussteller auf dem richtigen Weg sind.

Der Geschäftsführer Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, stellte im Geschäftsbericht für 2015 fest, dass sich die Zahl der Zuchtbetriebe in der Vereinigung nicht verändert hat. Bei den reinen MLP-Betrieben haben sich fünf Betriebe aus der Milchleistungsprüfung verabschiedet, sodass es mittlerweile 97 Herdbuchbetriebe bei der RUW und ebenfalls 97 reine MLP-Betriebe gibt. Im Fleischrinderherdbuch Bonn sind 64 Betriebe organisiert. In der Vereinigung werden im Schnitt 2,5 MLP-Kühe mehr je Milchkontrollbetrieb – 70,65 Kühe je Betrieb - gehalten. Im Westerwaldkreis sind es wie im Jahr zuvor weitere 8 Kühe mehr, bzw. 101,57 Kühe je Betrieb. Die gemeldeten Erstbesamungen der Region sind um 5,52 % gesunken. Hiermit liegt die Region deutlich im gegenläufigen Trend des Zuchtverbandes RUW, die die Erstbesamungszahlen im Land gehalten bzw. im Verband ausgeweitet haben. Bei den Erstbesamungen sind 55 % mit schwarzbunten, 26 % mit rotbunten Holsteins und mit 18 % andersrassige Bullen, hauptsächlich Weißblauen Belgiern besamt worden. Die Erstbesamungen bei den Schwarzbunten sind zugunsten der Weißblauen Belgier Besamungen gesunken. Bei den Rotbunten hat sich der Anteil nicht verändert. Die Milchleistung in der Region Westerwald mit 13.706 Kühen ist um 96 kg Milch auf 7.677 kg Milch und auf +10 kg Fett und Eiweiß auf 570 kg Fett und Eiweiß gestiegen. Mit dieser Jahresmilchleistung hat die Region den Leistungsabstand noch einmal weiter auf 445 kg Milch unter dem Landesdurchschnitt vergrößert. Die höchste Lebensleistung hat mit 135.237 kg Milch die 15-jährige schwarzbunte Kuh, die Lentini-Tochter Stall-Nr. 150 aus der Zucht von Josef Quast, Friesenhagen, erzielt. Die höchste Jahresleistung in 2015 erreichte mit 16.180 kg Milch, 4,22 % Fett, 3,39 % Eiweiß und 1.231 kg Fett und Eiweiß eine Darling-Tochter Stall-Nr.: 713 von Markus Schmidt in Hövels. Bei den Dauerleistungskühen haben elf folgende Kühe die magische Grenze von 100.000 kg Milch Lebensleistung in 2015 überschritten:

100000 kg Kühe Vergabe

Betrieb

Kuh

Büllesbach Holst. GbR, Buchholz

Oduna von Talent2

Gillessen, Kurt Neustadt/Wied

GIN Landheldin von September

Gillessen, Kurt Neustadt/Wied

GIN Landfreiin von Lancelot

Herbst, Joachim Breitenau

St-Nr. 414 von Cevis

Herbst, Joachim Breitenau

St.Nr. 29 von Borkum

Kröll, Georg Bremscheid

St-Nr. 315 von Gibor

Muldagro BV, Ailertchen

Stall-Nr 148 von Menzo

Rü-Bru GbR, Wissen

Helena von Ticket

Schneider, Stefan Kölbingen

Deckel von Fatel

Schneider, Ulrich Friesenhagen

St-Nr .: 21 von ./.

Schönberger, Andreas Heilberscheid

Budapest von Theo

In der Vereinigung standen 21 Kühe, die in ihrem Leben schon über 100.000 kg Milch gegeben haben.

Die höchste Herdenleistung erzielte - wie im Jahr zuvor - Wilhelm Schiefen, Buchholz-Irmeroth, mit 9.756 kg Milch und den gewaltigen Inhaltstoffen von 4,57 % Fett, 3,66 % Eiweiß, somit 802 kg Fett und Eiweiß. Die höchst eingestufte Kuh steht bei Wilsberg GbR in Kalscheid, mit der Marsh2-Tochter Stall-Nummer 95, die mit Excellent eingestuft wurde.

Auf den Schauen waren letztes Jahr einige Züchter des Rinderzuchtvereins Westerwald aktiv. Besonders erfolgreich war Helmut Schmitz, Buchholz-Irmeroth. Der Betrieb wurde mit der silbernen Plakette der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter für die schwarzbunte Siegerkuh der älteren Kühe, der Darling-Tochter „Unesco“ , auf der VI. Rhein-Mosel-Rinderschau am Tag der Landwirtschaft in Neuwied/Heimbach-Weis ausgezeichnet. Besonders erfolgreich auf den Schauen waren auch der Betrieb von Andreas Buttgereit, Harbach-Hinhausen, mit der Jersey-Siegerkuh „Hope“ sowie der Betrieb von Jörg Dünschmann, Maxsain, mit der Ludwig-Tochter „Kitty“, prämiiert mit einem Ia-Preis. Bei den Fleischrindern ware es der Charolais-Zuchtbetrieb vonThomas Bräuer, Wied, der mit der Robin-Tochter „Reine“ einen Ia-Preis auf der Fleischrindernacht in Hamm erzielte.

Mit Kammerpreismünzen zeichnete der Vizepräsident Heribert Metternich besonders aktive Betriebe, die in 2015 ihre Milchleistung gesteigert haben, sich an der Vermarktung besonders stark oder aktiv am Schaugeschehen beteiligt haben.

Betrieb

Kammerpreismünzen

Büllesbach Holst. GbR,    53567 Buchholz, Irmeroth 16

Silber

Kurt Gillessen, 53577Neustadt Wied, Niederhoppen 1

Silber

Dünschmann, Jörg   56244 Maxsain, In den Gieren 1

Bronze

Quast, Josef   51598 Friesenhagen, Hammer 3

Bronze

Andreas Buttgereit, 57572 Harbach, Erlenhof

Bronze

Am Nachmittag stand das Thema der Kuhfütterung im Mittelpunkt. Hierzu konnte der Referent Pie Leunissen von der Firma forFarmers gewonnen werden.

Herr Leunissen ging in seinem Vortrag sehr anschaulich auf die Grundlagen der Milchviehfütterung ein. Er stellte ganz klar fest, dass die Leistungssteigerung der Milchleistung das Maß ist, um die Rentabilität der Milchviehhaltung zu steigern, die Arbeitsbelastung zu verringern und die Umweltbelastung mit CO²-Ausstoss zu verbessern.

Um eine Kuh gut zu füttern, muss diese wie auf der Weide immer mit dem gleichen Futter möglichst 365 Tage im Jahr versorgt werden. Der Pansen ist ein Magen, in denen Mikroben das Grundfutter verdauen. Die Wiederkäuer werden mit allen lebensnotwendigen essentiellen Aminosäuren über die Verdauung der gebildeten Mikroben im Pansen versorgt. Jede Futterumstellung braucht ca. drei Wochen bis die Mikroben sich optimal daran gewöhnt haben. Deshalb gilt für jeden Wiederkäuer, je langweiliger die Fütterung, desto besser für die Kuh.

In Zeiten niedriger Milchpreise wird oft in der Fütterung gespart. Seiner Meinung nach, darf bei einem Wiederkäuer niemals im Bereich des Grundfutters gespart werden. Dass heißt, ausgewogene Düngung des Grünlands, Nachsaat und häufige Nutzung sind sehr wichtig, um die Leistungsfähigkeit auch bei schlechten Preisen bei den Kühen zu sichern. Einsparungsmöglichkeiten sieht er bei der Verfütterung von Zusatzfuttermitteln. Gutes Grünland, gute Grundfutterwerbung und Futtervorlage sichern die Leistung und Gesundheit der Tiere.

Der größte Stressfaktor in der Milchviehhaltung ist im Sommer die Hitze. Um diesen Stress für die Kühe zu vermindern, sollte den Tieren viel Schatten und Luft, bestes Futter am besten der 1. der der 2. Schnitt im Sommer angeboten werden. Ein dritter und vierter Schnitt sollten möglichst schon in den kühleren Monaten des Jahres verfüttert werden. Es sollte bei der Verfütterung von Silomais bedacht werden, dass ältere Maissilage durch die Zersetzung der Maisstärkestruktur eine erhebliche höhere Verdaulichkeit und Stärkeverfügbarkeit aufweisen, wie frisch silierter Mais. Daher Futterproben im Zeitraum der Fütterung analysieren lassen, damit auch mit richtigen aktuellen Werten die Ration gerechnet werden kann.

Zusätzlich sollten die Tiere bei heißen Tagen - ab 25° C mit Bicarbonat in der Ration ab gepuffert werden. Dabei sollte man grundsätzlich auch noch zwei Tage nach einer Hitzewelle die Verfütterung von Bicarbonat beibehalten. Außerdem sollten Futtersäuren gegen der Nacherwärmung des Futters zum Einsatz kommen. In der warmen Jahreszeit ist es wichtig, dass die Futterentnahme mit genügend Vorschub und einer richtigen Entnahmetechnik vorgenommen wird, damit es nicht zu Nacherwärmungen des Futters im Futterstock kommt. Am Futterstock muss gerade im Sommer extrem sauber gearbeitet werden.

Um die Langlebigkeit und Effizienz der Milchviehhaltung zu verbessern, kommen der Fütterung der Trockensteher, der Trockenstehdauer und dem Start in der neuen Laktation eine sehr große Bedeutung zu. Gerade die schleichenden Milchfieber  der Kühe bereiten den Betrieben den größten Schaden. Bei größeren Herden über 100 Kühe kann sehr gut mit sauren Salzen in der Anfütterungsphase gearbeitet werden, wenn sie im Mischwagen sauber im Futter eingemischt worden sind. Bei kleineren Herdengrößen empfiehlt es sich mit Calcium-Binder in Kraftfutterform bei der Anfütterung zu arbeiten. Werden die Kühe gut in die Laktation gestartet und energetisch gut versorgt, werden die Kühe wieder zügig tragend und damit die Nutzungsdauer und die Lebensleistung deutlich verbessert.

Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz