Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e.V.

Milchleistung im Westerwald je Kuh in 2012 um 147 kg gefallen!

Am 24. Januar 2013 fand die Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e. V. in der Krambergsmühle in Winlkelbach statt.

Der Vorsitzende Martin Schmidt, Hütte, konnte zahlreiche Besucher begrüßen. In seinen einführenden Worten blickte er auf das vergangene Jahr zurück. Die Milchpreise sind in 2012 stark zurückgegangen, jedoch zum Ende des Jahres haben sie sich wohl etwas erholt. Dem gegenüber stehen deutlich gestiegene Kosten für Futtermittel und Betriebsstoffe. Schmidt hofft, dass sich die Milchauszahlungspreise langfristig wieder erholen und kostendeckend werden.

Im Geschäftsbericht stellte der Geschäftsführer Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, fest, dass sechs Betriebe aus der Prüfung des Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz ausgeschieden sind, die Leistungen überproportional mit 147 kg, gegenüber im Land Rheinland-Pfalz von 29 kg, auf 7.478 kg Milch je Kuh mit 4,12 % Fett und 3,32 % Eiweiß mit 557 kg Fett und Eiweiß gesunken sind. Besonders stark liegen hier die Verluste insbesondere im Kreis Altenkirchen. Dies können Folgen der schwachen Milchpreise sein, dort wo die Betriebsleiter nicht mehr bereit waren, ihre Kühe mit teuren Zukauffuttermitteln zu füttern. Dies spiegelt sich auch in den deutlich schwächeren Eiweißgehalten in der Milch wieder. Dennoch werden auch im Westerwald Spitzenleistungen gemolken. Die höchste Milchleistung nach Fett und Eiweiß kg erbrachte in 2012 die Kuh Stepperin von Goldwin, aus der Zucht von Kurt Gillessen, Neustadt/Wied, mit 14.315 kg Milch mit 4,98 % Fett und 3,29 % Eiweiß bzw. 1.185 kg Fett und Eiweiß.

Bei den Dauerleistungskühen haben folgende Kühe die magische Grenze von 100.000 kg Milch Lebensleistung in 2012 überschritten:

Neue 100.000 kg Kühe in RZV Westerwald

Betrieb

Kuh

Aller, Andreas Maxsain

Ulla von Trailor

Herbst, Joachim Breitenau

Stall-Nr. 9738 von Prelin

Herbst, Joachim Breitenau

Stall-Nr. 201 von Lucko

Höfer, Bernhard Hövels

France von Lentini

HSV GbR, Busenhausen

Bafo von Formation

Muldagro BV, Ailertchen

Stall-Nr. 97 von ./.

Quast, Josef Friesenhagen

Stall-Nr. 170 von Balance

Die höchste Durchschnittsleistungen ermolken in 2012 Michael Büllesbach, Buchholz-Irmeroth, mit 10.573 kg Milch, 4,18 % Fett, 3,36 % Eiweiß und 797 kg Fett und Eiweiß, knapp vor seinem Nachbarn Wilhelm Schiefen, Buchholz-Irmeroth mit 793 kg Fett und Eiweiß. Die schönsten Kühe standen in 2012 ebenfalls bei Michael Büllesbach, Buchholz-Irmeroth, mit der Kuh Oldday, sowie bei Kurt Gillessen, Neustadt/Wied, mit der Stall-Nr. 507, und bei Stephan Weyel, Stockhausen-Illfurth, mit der Kuh Elba.

In der Vermarktung sind die Zahlen in der Region ebenfalls rückläufig, obwohl die Durchschnittspreise für Färsen auf den Auktionen und den Ab-Stall-Vermarktungen auf einem hohen Niveau sind. Allerdings wird diese Möglichkeit erheblich zu wenig genutzt.

Auf Schauen waren in 2012 nur wenige Züchter aus dem Westerwald unterwegs. Erfolgreichster Beschicker war Thomas Bräuer aus Wied mit seinem Charolais Rind Scarlett, die Reservesiegerin auf der Verbandsschau des Fleischrinder-Herdbuchs Bonn, der Fleischrindernacht in Hamm in Westfalen war.

Aktivitäten der Vereinigung in 2012 waren neben der Mitgliederversammlung, eine gemeinsame Lehrfahrt mit der Züchtervereinigung Koblenz e. V. nach Lettland und Estland. Hier konnten Eindrücke über die Länder und die dortige Landwirtschaft gesammelt werden.

Der Sommertreff Anfang September 2012 stand im Zeichen der Mutterkuhhaltung auf dem Betrieb Michael Buhl, Friedewald. Trotzdem haben auch die Milchviehhalter den Betrieb an diesem Tag besucht und einen hervorragenden Einblick bekommen, wie man durch gute Haltung und Dokumentation am besten seine Tiere selektieren kann, um leistungsfähige, problemlose Mutterkühe zu bekommen. Hier an dieser Stelle noch einmal einen Dank an Familie Michael Buhl, Friedewald, für die Bereitschaft, den Betrieb für diesen Sommertreff zu öffnen.

Bei der Vergabe von Kammerpreismünzen wurden besonders erfolgreiche Betriebe für die Milchleistung und Vermarktung ausgezeichnet: Bronze erhielt der Betrieb Bernhard Höfer, Hövels-Obergüdeln, und Silber bekam Kurt Gillessen, Neustadt/Wied, aus der Hand des Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Herrn Heribert Metternich.

Beim Fachvortrag „Holsteinzucht auf neuen Wegen“ von Hartwig Meinikmann, RUW Münster, wurde schnell klar, dass die Holsteinzucht nicht neu erfunden wird. Durch die konsequente Sammlung von Leistungsdaten und Exterieurdaten ist es den deutschen und europäischen Zuchtverbänden gelungen, eine sehr große sichere Lernstichprobe zu stellen. Durch die genomische Selektion wird diese große Basis genutzt, in der übrigens auch alle nordamerikanischen Bullen, soweit sie Töchter in Europa haben, mit einfließen. Seit August 2009 werden Zuchtwerte für genomisch getestete Bullen gerechnet. Diese Zuchtwerte haben sich später bei der Töchterprüfung weitgehend bestätigt. Durch die genomische Selektion können gezielt Anpaarungen vorgenommen werden, um die Zucht auf eine breite Basis zu stellen, neue Blutlinien zu erschließen und zu gewinnen. So kommen mittlerweile Bullen aus Betrieben zum Ankauf, die vorher noch nie berücksichtigt wurden, wo aber die Werte der Jungbullen vielversprechend sind. Noch nie sind so wenig Bullen für den Testeinsatz eingesetzt worden und trotzdem ist die Blutvielfalt erheblich größer. Immer nur die besten zwei bis vier Bullen eines Bullenvaters werden für den späteren Einsatz berücksichtigt.

Meinikmann ermunterte die Landwirte, durch die erzielten Ergebnisse der letzten zwei Jahre einen großen Anteil der Besamungen mit genomisch getesteten Bullen durchzuführen. Er rät dabei, nicht nur auf einzelne Bullen zu setzen, sondern stetig die Bullen nach einer gewissen Zeit des Einsatzes wieder mit neuen auszutauschen und damit den neuen Jungbullen eine Chance zu geben und das Risiko zu streuen.

Durch die genomische Prüfung haben gerade jetzt auch weibliche Tiere Zuchtwerte mit einer erheblich höheren Sicherheit, als Kühe die sonst nur Daten aus der Milchleistungsprüfung und Exterieurbewertung erhalten haben. Daher regte er die Anwesenden an, die interessantesten weiblichen Jungtiere genomisch testen zu lassen und die besten weiblichen Tiere bei hohen Ergebnissen auch konsequent im Embryotransfer zu nutzen.

Die Holsteinzucht hat jetzt durch kürzere Generationsintervalle, Einsatz junger sicherer Bullen, an Geschwindigkeit zugenommen. Die Leistungen werden steigen, aber gerade in den Bereichen Töchterfruchtbarkeit, Kalbeverlauf und Selektion auf neuen Merkmalen wie Hornlosigkeit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten in der Holsteinzucht, so dass jeder Rinderhalter etwas davon hat. Meinikmanni st der Meinung, dass wir in Zukunft leistungsfähigere Tiere bekommen mit dem Unterschied, dass diese problemloser in die neue Laktation kommen und somit die Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer deutlich verbessert wird.

Abgesichert können jedoch nur die Zuchtwerte werden, wenn weiterhin eine Milchleistungsprüfung und Exterieurbewertung durchgeführt wird und damit die Lernstichprobe immer auf den aktuellen Stand gebracht wird.

Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz