Mit Meisterqualifikation Zukunftssicherung betrieben

50 Jahre Meisterbrief: Die Landwirtschaftsammer Rheinland-Pfalz ermittelte 57Meister, die 1962 ihre Prüfung vor den damals noch drei Kammern Rheinhessen, Pfalz und Rheinland-Nassau bestanden hatten. 44 von ihnen nahmen jetzt im Großen Saal des Kurhauses von Bad Kreuznach von Kammerpräsident und Ökonomierat Norbert Schindler MdB ihren "Goldenen Meisterbrief" entgegen.

"Sie stehen für ein Stück Zeit- und Wirtschaftgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz", so der Kammerpräsident in seiner Laudatio, in der er insbesondere die Leistungen der damals jungen Führungskräfte in Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Garten- und Weinbau in den Zeiten des beginnenden Aufschwungs nach dem Wiederaufbau würdigte. "Damit das deutsche Wirtschaftswunder seinen Lauf nehmen konnte, haben die Meister in den Betrieben dafür gesorgt, dass der grüne Sektor der Volkswirtschaft seine Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit ausbaute." Die Sicherung der Versorgung mit guten Nahrungsmitteln sei schließlich die Voraussetzung dafür gewesen, das Ludwig Erhards Vision "Wohlstand für alle!" Wirklichkeit werden konnte.

Der Kammerpräsident lobte das gesellschaftliche Engagement der Jubilare: "Sie haben in ihren Dörfern und Gemeinde, in Vereinen und Berufsverbänden Verantwortung für das Gemeinwohl übernommen, und Sie haben Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen und damit Vorsorge für die Zukunftssicherung der Betriebe und des Berufsstands getragen. Der Kammerpräsident nahm die Verleihung von 44 Goldenen Meisterbriefen als Auszeichnung für eine Lebensleistung mit hohem Wert für Staat und Gesellschaft vor und bedauerte dabei, dass weitere 13 Goldene Meister und Meisterinnen meist aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Bad Kreuznach kommen konnten. Ihnen werde die Ehrung per Post zugestellt.

Präsident Schindler betrachtete in einem kurzen Rückblick die Zeit um 1962 als die Zeit des atemberaubenden Aufschwungs in allen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft. Die Meisterqualifikation sei für viele Hauswirtschafterinnen, Landwirte, Winzer und Gärtner dabei das Fundament für ihre berufli­che und unternehmerische Existenz geworden.

Hannelore Klamm MdL, Vizepräsidentin des Landtages, wies in ihrem Grußwort auf den bevorstehenden 65. Geburtstag des Landes Rheinland-Pfalz hin. Zur Identität des Landes habe vom ersten Tag an Landwirtschaft und Weinbau gehört. "Weck, Worscht un Woi", so die Vertreterin des Landesparlaments seien landwirtschaftliche Erzeugnisse, die über die Jahre durch ihre Qualität Teil der Kultur des Landes geworden seien. Sie betrachtete den Erhalt guter Rahmenbedingungen für Landwirtschaft und Weinbau als grundsätzliches Anliegen rheinland-pfälzischer Politik. Darüber seien sich alle politischen Kräfte einig. Auch wenn die Möglichkeiten der Landespolitik aufgrund der globalen Ausrichtung der Agrarmärkte begrenzt seien, könnten sich Landwirte, Winzer und Gärtner auf die Abgeordneten des Landtages verlassen. Die Meister der Grünen Berufe hätten ihren Beitrag dafür geleistet, dass Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg sei. Dafür gebühre ihnen Dank und Anerkennung.

Christa Klaß, MdEP, zitierte als Festrednerin eingangs den Präsidenten der Handwerkskammer Trier, Rudi Müller, der den Meisterbrief jüngst als "sicheres Wertpapier" bezeichnet habe. Ein Papier dessen Wert nicht materiell in Euro und Cent anzugeben sei, das aber als Dokument des Wissens und der Kompetenz seit jeher für Sicherheit und Vertrauen stehe. Das gelte heute genauso, wie bereits 1962, dem Meisterjahr der Jubilare. Mit den 1960er Jahren, so Christa Klaß, hatte die Technisierung auch in der Landwirtschaft ihren Siegeszug begonnen. Moderne Maschinen waren deutlich sichtbare Zeichen der Strukturveränderung in Landwirtschaft und Weinbau, wo die Betriebe mit größeren Schlägen und Spezialisierung auf die Veränderung der Rahmenbedingungen und der Märkte reagierten. Mit der Begründung der Europäischen Agrarpolitik bestimmten u.a. Produktionssteigerung, Außenschutz, steigende Preise, Modernisierung und wachsender Investitionsbedarf auch die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz, wo der Fortschritt innerhalb weniger Jahre größere Veränderungen bewirkte als in vielen Generationen zuvor. Inzwischen müsse man feststellen, dass durch die zunehmende Gewichtung der Faktoren Natur und Ökologie der Bezug zur Landwirtschaft nicht selten verloren gehe. Dies werde etwa in einer Politik deutlich, die darauf abziele, 7 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche still zu legen. Klaß: "Angesichts des Hungers in der Welt und angesichts des Rohstoffbedarfs, der Endlichkeit der Ressourcen und der hohen Wertigkeit unserer Böden müssen wir uns fragen: Können wir uns das leisten?" In ihrem politischen Rückblick erinnerte die Europaparlamentarierin an die Jugendzeit der deutsch-französischen Freundschaft, die aktuell dabei sei, sich neu zu orientieren und sich dabei bewähren müsse. Europa sei, trotz aller Krisen und trotz aller Probleme, nach wie vor politisch betrachtet ein hohes Gut und wirtschaftlich ein boomender Markt, auch Agrarmarkt. Der Euro sei eine starke Währung mit weltweitem Ansehen. Die Herausforderung bestehe heute darin, die wirtschaftliche und technologische Spitzenposition Europas weiterzuentwickeln und damit zu sichern.

Für die Goldenen Meister dankte Landwirtschaftsmeister Ortwin Geib aus Schönborn im Donnersbergkreis der Landwirtschaftskammer für die Ehrung und die Ausrichtung der Feierstunde. Er betonte den hohen Wert der Bildung, die in der Zeit vor fünfzig Jahren ihre Bedeutung für die Landwirtschaft erhalten habe. Geib hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Landwirtschaftlichen Bildungsstätte Ebernburg hervor. Mit der Verankerung von Bildung und Qualifikation seien auch das Selbstbewusstsein der Bauern und Winzer und das Bekenntnis zu Berufsstand gewachsen. Nur gut ausgebildete Betriebsleiter konnten die mit dem Strukturwandel verbundenen Aufgaben Betriebsvergrößerung, Spezialisierung oder Diversifizierung erfolgreich bewältigen und die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen an den Nachwuchs weitergeben.

Im Anschluss an die Verleihung der Goldenen Meisterbriefe ehrte die Landwirtschaftskammer acht Sachverständige, die nach vielen Jahren der Tätigkeit in der Amtlichen Qualitätsweinprüfung aus diesem ehrenamtlichen Dienst ausscheiden. Anerkennende Ehrung wurde darüber hinaus drei verdienten Mitarbeitern in landwirtschaftlichen Unternehmen für 20- und 40-jährige Betriebszugehörigkeit ausgesprochen. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom Saxophontrio der Kreismusikschule. Kammerpräsident Schindler kündigte an, die Tradition der Goldenen Meisterbriefe auch in den nächsten Jahren fortsetzen zu wollen.

Die Goldenen Meister 2012 finden Sie <media 93860 - - "TEXT, 2012 Goldene Meister, 2012_Goldene_Meister.pdf, 121 KB">hier</media>.

Die geehrten Sachverständigen finden Sie <media 94108 - - "TEXT, 2012 Presseliste Goldene Meisterfeier SV, 2012_Presseliste_Goldene_Meisterfeier_SV.pdf, 41 KB">hier.</media>

Die geehrten Arbeitnehmer finden Sie <media 94107 - - "TEXT, 2012 Presseliste Goldene Meisterfeier Arbeitnehmer, 2012_Presseliste_Goldene_Meisterfeier_Arbeitnehmer.pdf, 39 KB">hier.</media>

Die Rede von Christa Klaß MdEP finden Sie <media 94109 - - "TEXT, 2012 Rede Klass Goldene Meisterfeier, 2012_Rede_Klass_Goldene_Meisterfeier.pdf, 88 KB">hier</media>.