Mit Meisterqualifikation Zukunftssicherung betrieben

Die Landwirtschaftsammer Rheinland-Pfalz ermittelte 47 Meister, die 1963 ihre Prüfung vor den damals noch drei Kammern Rheinhessen, Pfalz und Rheinland-Nassau bestanden hatten.

23 von ihnen nahmen jetzt im Großen Saal des Kurhauses von Bad Kreuznach aus den Händen von Kammerpräsident Norbert Schindler MdB und Landwirtschaftsminister a.D. Hans Artur Bauckhage ihren „Goldenen Meisterbrief“ entgegen

 „Sie stehen für ein Stück Zeit- und Wirtschaftgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz“, so der Kammerpräsident in seiner Laudatio, in der er insbesondere die Leistungen der damals jungen Führungskräfte in Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Garten- und Weinbau in den Zeiten des beginnenden Aufschwungs nach dem Wiederaufbau würdigte. „Damit das deutsche Wirtschaftswunder seinen Lauf nehmen konnte, haben die Meister in den Betrieben dafür gesorgt, dass der grüne Sektor der Volkswirtschaft seine Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit ausbaute." Die Sicherung der Versorgung mit guten Nahrungsmitteln sei schließlich die Voraussetzung dafür gewesen, das Ludwig Erhards Vision "Wohlstand für alle!" Wirklichkeit werden konnte.

Präsident Schindler betrachtete in einem kurzen Rückblick die Zeit um 1963 als die Zeit des atemberaubenden Aufschwungs in allen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft. Die Meisterqualifikation sei für viele Hauswirtschafterinnen, Landwirte, Winzer und Gärtner dabei das Fundament für ihre berufli­che und unternehmerische Existenz geworden. Er lobte das gesellschaftliche Engagement der Jubilare: „Sie haben in ihren Dörfern und Gemeinden, in Vereinen und Berufsverbänden Verantwortung für das Gemeinwohl übernommen, und Sie haben Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen und damit Vorsorge für die Zukunftssicherung der Betriebe und des Berufsstands getragen.“ Der Kammerpräsident nahm die Verleihung von 23 Goldenen Meisterbriefen als Auszeichnung für eine Lebensleistung mit hohem Wert für Staat und Gesellschaft vor und bedauerte dabei, dass weitere 24 Goldene Meister und Meisterinnen meist aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Bad Kreuznach kommen konnten. Ihnen werde die Ehrung per Post zugestellt.

Die Grüße des rheinland-pfälzischen Landtages überbrachte dessen Vizepräsident Heinz Hermann Schnabel, der sich aufgrund seiner eigenen Biographie und als Bürgermeister einer Ortsgemeinde in einer von Landwirtschaft und Weinbau geprägten Region zu seiner engen Verbundenheit zu den Grünen Berufen, den Betrieben und den hier tätigen Menschen bekannte. Wenn sich das Land Rheinland-Pfalz heute seinen Bewohnern und seinen Gästen als attraktiver Lebensraum und als beliebtes Urlaubsziel präsentiere, sei das in hohem Maße den Landwirten und Winzern, den Gärtnern und Forstleuten zu verdanken.

Für die Festansprache hatte die Landwirtschaftskammer den früheren rheinland-pfälzischen Landwirtschafts- und Weinbauminister Hans Artur Bauckhage gewinnen können. Der erinnerte an die frühen 1960er Jahre als eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit, in der deutlich geworden sei, dass die gewachsene Leistungsfähigkeit und Produktivität der Betriebe und die Aufnahmefähigkeit der Märkte in Übereinstimmung gebracht werden mussten. Schlagworte wie "Butterberge" oder "Milchseen", die damals aufkamen, seien Hinweise auf den Regulierungsbedarf gewesen. Die Folge sei ein tiefgreifender und vielfach schmerzhafter Strukturwandel gewesen, der bis heute anhalte. Die besondere Leistung der damaligen Betriebsleiter und heutigen Goldenen Meister sei es gewesen, so der ehemalige Ressortchef, dass sie die Notwendigkeit einer beruflichen Qualifikation, eines fachlichen Aus- und Fortbildung erkannten und ihre damit erworbene Kompetenz in die Entwicklung ihrer Betriebe und damit in die aktive Gestaltung des Strukturwandels investierten. "Sie haben die Früchte Ihres Erfolgs nicht konsumiert, sondern in die Modernisierung Ihrer Betriebe, in die Verbesserung Ihrer Marktposition, in leistungsstarke Maschinen und in die Effizienz der Arbeitsabläufe im Betrieb gesteckt." Als besonderes Verdienst im Rahmen einer beeindruckenden Lebensleistung hob Bauckhage die von den Meistern in den Grünen Berufen betriebene Nachwuchsausbildung hervor. Die Goldenen Meister von heute hätten in ihrer aktiven Zeit den Grundstein dafür gelegt, dass der grüne Bereich der rheinland-pfälzischen Wirtschaft heute von hochqualifizierten Unternehmern und Mitarbeitern fachlich und betriebswirtschaftlich auf hohem Niveau gestaltet werde.

Stellvertretend für die geehrten Goldenen Meister dankte Helga Merkt, Hauswirtschaftsmeisterin aus Mendig im Landkreis Mayen-Koblenz, der Landwirtschaftskammer für die Ausrichtung der Feierstunde und die vorgenommene Ehrung. Sie betonte, dass es neben der beruflichen Qualifizierung und den vielfältigen und verantwortungsvollen Aufgaben des aktiven Berufslebens das ehrenamtliche Engagement für den Berufsstand für sie und viele Berufskollegen immer sehr wichtig gewesen sei. Die Grünen Berufe könnten zu Recht stolz darauf sein, dass sie ihre eigenen Belange nicht von Stellvertretern regeln ließen, sondern immer selbst in die Hand genommen hätten. Beispielhaft nannte sie die praktische Ausbildung innerhalb des dualen Systems, in der sie selbst viele Jahre in Prüfungsausschüssen und in Gremien mitwirkte, in denen Ausbildungsinhalte und Prüfungsanforderungen immer wieder neu entwickelt und an die veränderten Rahmenbedingungen des Marktes angepasst wurden. Der Goldene Meisterbrief sei ein deutliches Zeichen dafür, dass die Aufbauleistung der Periode zwischen Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder nicht vergessen sei.

Traditionell nutzt die Landwirtschaftskammer den Rahmen der Goldenen Meisterfeier zur Ehrung langjährig Beschäftigter Mitarbeiter in land- oder forstwirtschaftlichen, garten-oder weinbaulichen Betrieben sowie der Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit aus Altersgründen ausscheidender Prüfer der Amtlichen Qualitätsweinprüfung. Mit Ehrenurkunden bedacht wurden vier Arbeitnehmer für zwanzigjährige Betriebstreue und fünf Sachverständige, die sich als Prüfer über viele Jahre hinweg auch bei der Landesprämierung eingebracht hatten.

Frieder Zimmermann, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

 

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Die Namenslisten der Goldenen Meister sowie der geehrten Sachverständigen und Arbeitnehmer finden sich nachstehend im pdf-Format.