Malz - Nachfrage ungebrochen

Mörschbach. „Weltweit steigt der Bierabsatz und die Nachfrage nach Braugerste bleibt weiter stabil“, betonte der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Heribert Metternich, anlässlich der Braugerstenrundfahrt bei der Raiffeisen-Hunsrück-Handelsgesellschaft in Mörschbach zuversichtlich.

Auch die bisherige vegetative Entwicklung der Braugerste gebe Anlass zur Freude. Die aktuellen Preise mit deutlich über 180 Euro pro Tonne seien ebenfalls noch knapp zufriedenstellend. Metternich machte deutlich, dass der weltweite Bierumsatz in 2018 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent angestiegen sei. Die Versorgung der Mälzereien mit Braugerste sei zuletzt aber insgesamt noch ausreichend gewesen; im Wesentlichen sie zuletzt aber auch intensiv auf Importware aus Frankreich zurückgegriffen worden. Folglich gebe es in Deutschland noch Potential für den Braugerstenanbau. Besorgt zeigte sich Metternich über die negative Beeinflussung der Gesellschaft durch verschiedene Nichtregierungsorganisationen, die die Landwirtschaft prinzipiell verteufeln würden. Demgegenüber stünden die landwirtschaftlichen Erzeuger, die hohen Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein aufwiesen.

Claus Sewenig von der Raiffeisenwarenzentrale in Köln stellte die aktuelle Marktsituation der Braugerste in der EU, Deutschland und auch in Rheinland-Pfalz vor. Die Sorte Avalon sei, mit 80 Prozent Anteil an den Sommerbraugerstensorten in Rheinland-Pfalz, die mit Abstand führende Braugerste, gefolgt von Catamaran mit 12 Prozent. Weiter vielversprechende Sorten, die in den Landessortenversuchen recht gut abgeschnitten hätten, seien die Sorten Leandra und RGT Planet. Aber auch Accordine und Laureate lieferten sehr gute Erträge und seien insgesamt wenig krankheitsanfällig.

Der stellvertretende Vorsitzende der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz,  zugleich auch Vorsitzender der deutschen Braugersten-Gemeinschaft e.V., München, Dr. Georg Stettner, Bitburger Braugruppe, Bitburg, verdeutlichte, dass die Züchtung insgesamt enorme Fortschritte hinsichtlich Ertrag und auch Gesundheit erzielt habe und auch weiterhin erzielen werde. Inzwischen gerate auch die Winterbraugeste in den Focus verschiedener Mälzereien und Brauereien. Auch er zeigte sich über die gesellschaftlichen Diskussionen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besorgt. Trotz geringster Analysebefunde, deutlich unter den gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerten, und damit der Erzeugung von gesunden Nahrungsmitteln absolut entsprechend, würde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verteufelt. Die Gesellschaft sollte die Diskussion um den Einsatz von in der Produktion zwingend notwendigen Pflanzenschutzmitteln endlich wieder auf der Basis fachlich fundierter Erkenntnisse führen.

Die Diskussion um den Anbau zwei- oder auch sechszeiliger Wintergersten werde andauern, so Stettner. Ziel müsse es sein, bei der Braugerstenzüchtung einen gerechten Ausgleich der Interessen zu schaffen. Einerseits müssen die agronomischen Daten der neuen Züchtungen vollauf überzeugen (Ertrag / Gesundheit), gleichermaßen müssten aber auch die Malz- und Brauqualitäten den absolut hohen Anforderungen der Mälzer und Brauer genügen.

Anschließend fuhren die rund 100 Landwirte und Berater zu den vorab ausgewählten Praxis- und insbesondere auch zu den für diese Rundfahrt speziell angelegten neuen und  ggf. auch schon eher bekannteren Züchter-Sorten- und auch zu Landessorten-Versuchsflächen in Rayerschied und Kümbchen, um sich über den Entwicklungs- und auch Gesundheitsstand der aktuell angebauten Braugerstensorten zu informieren. Unter anderem stellte dabei auch der stellverstretenden Vorsitzende der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Qualitätsgetreide Rhein-Mosel-Höhen, Jörg Müller, seine Praxisversuchsflächen in Hollnich zur Begutachtung vor. Müller wartete dabei einerseits mit der diesem Jahr erstmalig in Rheinland-Pfalz in der Anbauempfehlung stehende  Sommerbraugerstensorte Leandra auf (aus dem Zuchthaus Breun); die er aber nicht erst im Frühjahr 2019, sondern schon am 19.10.2018, mit einer Saatstärke von 300 Körnern/m², gedrillt hatte. Im Vergleich dazu wurde vom ihm ergänzend dann auch die Winterbraugerstensorte Tepee präsentiert. Müller, wie auch die Herren Rudolf Engelmann und Stefan Demand, beide DLR, Rheinhessen-Hunsrück, Simmern, erläuterten jeweils schlagbezogen den produktionstechnischen Einsatz für die jeweiligen zur Besichtigung angefahrenen Braugerstenflächen. Die anwesenden Züchtervertreter erläuterten ergänzend die von ihren Häusern zur Aussaat zur Verfügung gestellten Sommerbraugerstensorten. Alle Teilnehmer der Braugersten-Rundfahrt konnten sich insgesamt über den aktuell erfreulichen Zustand aller im Anbau befindlichen Braugesten-Sorten überzeugen; die diesjährige Braugersten - Ernte scheint desweiteren in Menge und Qualität an die des Vorjahres anknüpfen zu können. 

 

Reimund Möcklinghoff  Herbert Netter
Landwirtschaftskammer Rheinland-PfalzBauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau