Maisanbau unter Folie – ein neues "altes" System

Auf Standorten im Hunsrück sammelt der Landwirt Udo Kneip aus Treis-Karden Erfahrungen mit einem System, dass schon einmal in Versuchen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz 1981/82 geprüft wurde.

2013 wurde nun bereits zum zweiten Mal im Höhengebiet in der Nähe des Flugplatzes Hahn Mais unter Folie ausgesät.

Die Maisaussaat erfolgt in einem Arbeitsgang mit der Ausbringung der biologisch abbaubaren Folie mit einem 6-reihigen Einzelkornsägerät des irischen Herstellers Samco. Jeweils 2 Reihen werden mit einer perforierten Folienbahn, die der Mais während des Wachstums durchstößt, abgedeckt und die Folie am Rand durch Aufhäufeln mit Erde fixiert. Über ein integriertes Spritzgestänge wird vor der Folienablage ein Bodenherbizid zur Unkrautbekämpfung appliziert.

Die erforderliche Nährstoffversorgung erfolgte im letzten Jahr ausschließlich über Gärreste, die mit einem Holmer-Gülledrill und angebauter Scheibenegge ausgebracht und direkt eingearbeitet wurden.

Das Folienmais-Verfahren ermöglichte in der ersten Aprildekade auf Teilflächen eine erste um 3 – 4 Wochen frühere Aussaat. Nach wetterbedingter Pause wurden die Arbeiten Ende April dann zusammen mit konventionell gesätem Mais, d. h. einigen Reihen ohne Folie, auf den Restflächen fertiggestellt, um beide Verfahren miteinander zu vergleichen.

Gerade auf dem Hunsrücker Standort bei einer Höhenlage von 400 m zeigte der Mais geschützt unter der Folie einen deutlichen Entwicklungsvorsprung.

Das günstigere Kleinklima mit höheren Bodentemperaturen im Folientunnel ermöglichte eine schnellere Keimung und zügigere Jugendentwicklung. Insbesondere die nasskalten Wachstumsbedingungen zu Vegetationsbeginn benachteiligten den Mais ohne schützende Folienabdeckung.

Der Entwicklungsvorsprung bei Keimung und Wachstum zeigte sich in einem um bis zu 50 cm stärkeren Längenwachstum während der Vegetation. Dazu konnte gerade im schwierigen Jahr 2013 im Folienmaisbestand ein deutlich größeres Kolbenwachstum bzw. höhere Kolbenanteile beobachtet werden.

Die frühere Aussaat bzw. der entwicklungsfördernde Effekt der Folienabdeckung bewirkten ein zeitiges Abreifen der Folienmaisbestände. Anfang Oktober hatte hier der Mais seine Silierreife (TS 35 %) erreicht, während die konventionelle Variante mit einem TS-Gehalt von 25 % doch deutlich zurückfiel. Der Unterschied im Reifevorsprung wird durch die Vorjahresdaten bestätigt (Folienmais 43 % TS, konventioneller Mais 31 % TS bei einer Siloreifezahl 240).

Die Frage ist, ob sich der höhere Aufwand rechnet. So müsste mindestens die Deckung der zusätzlichen Kosten von etwa 300 Euro/ha durch höhere Trockenmassenerträge erreicht werden.

Bei der Auswertung beider Anbaujahre zeigte sich trotz heterogener Ergebnisse, aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen während der Vegetation, eine deutliche Tendenz.

Im ersten Anbaujahr 2012 wurden in beiden Varianten bei Probebeerntungen hohe Erträge ermittelt. Folienmais hatte dabei bei 20 t TM/ha einen um 10 Prozentpunkte größeren Ertragsvorsprung gegenüber der konventionellen Variante mit 18 t TM/ha.

Im witterungsbedingt schwierigeren Jahr 2013 zeigten sich größere Unterschiede.

Insbesondere ohne Folie blieben die Reifeentwicklung und damit die Trockenmasseerträge deutlich hinter den Folienmaisverfahren zurück, wenngleich die Daten aufgrund der verwendeten späten Sorte (S280) nicht direkt mit dem Vorjahr vergleichbar sind.

Folienmais brachte nicht nur höhere sondern auch stabilere Erträge. Während hier die Erträge mit knapp 21 t TM/ha noch über dem Vorjahresniveau lagen, reagierte konventioneller Mais deutlich stärker nachteilig auf die veränderte Wettersituation 2013 und erreichte lediglich 13,8 t TM/ha.

 Somit wäre durch den ertragssteigernden oder zumindest ertragsstabilisierenden Effekt eine entsprechende Wirtschaftlichkeit durch bessere Flächenauslastung auch im Hinblick auf die angespannte Pachtpreissituation ohne weiteres möglich.

Die Ergebnisse bestätigen den Ertragsvorsprung des Systems Folienmais aus den Versuchen der Landwirtschaftskammer von 1981/82.

Die um 3 Wochen frühere Aussaat unter Folie brachte im letzten Jahr auf dem Hunsrücker Standort indes keine Mehrerträge, sondern erreichte mit etwa 18 t TM ein um 3 t niedrigeres Ergebnis als der Ende April ausgesäte Folienmais. Nichtsdestotrotz besteht durch die verlängerte Vegetationszeit unter günstigeren Voraussetzungen dennoch Potenzial zur Ertragssteigerung, evtl. auch durch die Verwendung ertragreicherer Sorten mit höherer Reifezahl. Dies wird in den nächsten Jahren zu überprüfen sein.

Darüber hinaus ist ein Vorteil durch Entzerrung von Arbeitsspitzen durch die mögliche Flexibilisierung der Aussaatzeiten und daraus resultierend eine evtl. Ausweitung des Arbeitszeitfensters in der Ernte denkbar.

Die Probleme der in den früheren Kammerversuchen über UV-Strahlung nur unzureichend verrottenden Folie wurden reduziert. Die neuentwickelte dünnere und zudem biologisch abbaubare Folie zersetzte sich weitgehend bis zur Ernte, auch wenn auf den Flächen noch Reste erkennbar sind.

Nach den zufriedenstellenden Ergebnissen der letzten beiden Jahre soll in dieser Saison auf Teilflächen eine Vorverlegung des Aussaatzeitpunktes in die letzte Märzdekade getestet werden.

Für eine abschließende Beurteilung bedarf es weitergehender Untersuchungen.

Volker Berg, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz