Lehrfahrt 2017- Rinderhalter unterwegs im Großherzogtum

Am 10. Januar fand die diesjährige Tageslehrfahrt des Beratungsringes Rindfleischerzeugung/Rindermastkontrollrings Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz statt.

Bei starkem Schneetreiben und Temperaturen um Null Grad waren die Vorzeichen der alljährlichen Lehrfahrt in diesem Jahr denkbar ungünstig. Dennoch, und da gebührt den fast 80 Mitfahrern und auch den beiden Busfahrern ein großes Lob, standen alle Teilnehmer fast rechtzeitig an den Einstiegstellen und nur mit kleiner Verspätung wurde der erste von drei Betrieben in Luxemburg erreicht. Mit organisiert wurde die Fahrt von Gerry Ernst und seinen Mitarbeitern von der Zuchtorganisation Convis in Luxemburg.

Die Familie Duhr bewirtschaftet in Manternach einen Mutterkuhzuchtbetrieb mit 220 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. An den Mutterkuhbestand von 90-100 eingetragenen Limousin-Zuchttieren ist noch eine Milchviehherde von 60-70 Milchkühen mit Melkroboter angegliedert. Bei der Auswahl der Mutterkühe stehen für Duhr die funktionalen Merkmale wie kurze Striche, Leichtkalbigkeit und Charakter der Tiere im Vordergrund. Er bevorzugt nicht die übergroßen Tiere, sondern eher mittelrahmige, ausgeglichene Tiere mit guter Fleischfülle. Die Deckbullen werden teilweise als Gemeinschaftsbullen gekauft und gehalten, um eine gewisse genetische Variabilität zu gewährleisten, da der luxemburgische Zuchtviehbestand relativ gering ist und um den Einkauf von Deckbullen höherwertiger Qualitäten zu ermöglichen. Neben den Deckbullen werden die Kühe mit Sperma von eigenen Bullen besamt. Die Mutterkühe werden in dem 2007 gebauten Strohstall auf Basis von Gras, Mais und Stroh gefüttert. Die Erstkalbinnen erhalten zu ihrer Ration gezielte Kraftfuttergaben. Die Herde besteht zu 30% aus genetisch hornlosen Tieren. Duhr sieht in der Qualität der hornlosen Tiere noch einige Defizite, weshalb er diese Tiere immer wieder gezielt mit Gehörnten anpaart. Ein Hauptstandbein des Betriebs ist der Zuchtviehverkauf, insbesondere von Deckbullen. Die Bullen werden saisonal auf der Weide gehalten, damit sie in der Deckperiode an Gras adaptiert sind. Nicht zuchttaugliche Bullen werden teilweise in Zusammenarbeit mit Convis über das sogenannte Caktusprogramm vermarktet. Dieses Programm bedient eine Supermarktkette mit Qualitätsschlachtbullen und Rindern. Hierbei werden wöchentlich etwa 100 Bullen und 5 bis 6 Färsen geschlachtet. Die Auszahlungspreise schwanken zwischen 3,90 € und 4,15 € je Kilogramm Kaltschlachtgewicht. Geschlachtet werden die Tiere in Ettelbrück, wo sie bereits vor der Schlachtung lebend für das Programm ausgesucht werden. Bevorzugt werden U-Bullen mit einer 2er Fettabdeckung bei einem Maximalschlachtgewicht bis 488 kg. Bereits bei der Einstallung werden besondere Qualitätskriterien an die Absetzer gestellt. Dabei müssen die Mastbullen von Leistungsgeprüften und zertifizierten Deckbullen abstammen. Die Kälber werden in regelmäßigen Abständen gewogen und bonitiert. Bei der Einstallung müssen die Tiere ein Lebendgewicht zwischen 300-320 kg erreichen und in den wertgebenden Teilstücken ausreichend ausgeprägt sein.

Der Betrieb Lamborelle-Weydert in Dickweiler mästet jährlich etwa 170 Bullen, die ebenfalls über die Cactus-Schiene vermarktet werden. In der Anfangsphase der Mast stehen die Bullen im alten Jungviehstall auf Spalten, wo sie per Futterband gefüttert werden. In der Endmast werden die Tiere auf Stroh umgestallt. Der Betrieb mästet ausschließlich Limousinbullen, die über Convis und zwei für das Caktusprogramm zertifizierte Händler geliefert werden. Bullen, die nicht für dieses Programm geeignet sind werden nach Belgien verkauft. Etwa 10-12% der Absetzer, die in das Caktusprogramm kommen stammen nicht aus Luxemburg, sondern werden von vertraglich gebundenen Kälberproduzenten in Frankreich und Belgien bezogen. Im Mittel erreichen die Bullen Tageszunahmen von 1250 g. Beide Betriebe sowohl Duhr, als auch Lamborelle-Weydert setzen auf prophylaktische Impfprogramme, um die Verlustrate zu minimieren. Neben der Bullenmast hat der Betrieb eine 30-köpfige gemischte Mutterkuhherde, um Restflächen zu verwerten. Die Mutterkühe stehen im Winter im alten Liegeboxenlaufstall. Geführt wird der Betrieb von Herrn Lamborelle und seinem Schwiegersohn, der neben der Bullenmast Lohnarbeiten, vor allem Mist- und Gülleausbringung, durchführt. Zukünftig will der Betrieb den Tierbestand auf etwa 190 Mastbullen aufstocken.

Der Betrieb von Baron de Schorlemer in Grundhof züchtet seit mehr als 50 Jahren Angusrinder. Er verfügt über 200 ha Grünland und 450 ha Waldfläche. Auf diesen Flächen weiden aktuell 85 Angusherdbuchkühe mit Nachzucht. Insgesamt umfasst der Tierbestand 250 Tiere mit ganzjähriger Weidehaltung. Die männlichen Kälber, die nicht in die Zucht gehen werden kastriert und mit den weiblichen auf der Weide bis 30 Monate gemästet. Vermarktet werden die Tiere über ein spezielles Programm der belgischen Delhaize-Supermarktkette, dem 14 weitere Betriebe angeschlossen sind. Die Ochsen werden mit einem Schlachtgewicht von 350-400 kg und die Rinder mit einem Gewicht von 300-320 kg vermarktet. Bei den Flächen handelt es sich überwiegend um Natura 2000-Flächen auf denen maximal 0,8 GV pro Hektar gehalten werden dürfen. Zufütterung der Tiere ist lediglich in den Monaten November bis Ende März mit betriebseigenem Futter zulässig. Falls in den übrigen Monaten in denen das Futter der Grasflächen, trotz geringem Viehbesatz nicht ausreicht muss der Betrieb Kühe schlachten lassen. Insgesamt dürfen auf den Flächen keine Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, was aktuell durch gravierende Wildscheinschäden verdeutlicht wurde. Trotz der extensiven Haltung realisieren die männlichen Kälber bis zu 1500 g Tageszunahmen, allerdings in Verbindung mit dem kompensatorischen Wachstum in den Sommermonaten. Geschuldet ist dies vermutlich der qualitativ hochwertigen Neuanlage von Grünlandbeständen auf ehemaligen Ackerflächen, die als Natura 2000-Flächen ausgewiesen wurden. Bei den Deckbullen setzt der Betrieb auf schottische und dänische Aberdeengenetik. Deutsch-Angus findet sich in dem Betrieb von Herrn de Schorlemer kaum noch.

Der Abschluss fand bei reichhaltigem Buffet in der Gaststätte "Hotel Restaurant Schillings" in Meilbrück statt. In lockerer Atmosphäre und bei guten Gesprächen konnte der Abend ausklingen.

Lukas Göttel

Beratungsring Rindfleischerzeugung Kaiserslautern