Lehrfahrt 2016 - Eine Elsässer Spezialität

Am 12. Januar fand bei wechselhafter Witterung die diesjährige Lehrfahrt des Beratungsringes Rindfleischerzeugung/Rindermastkontrollrings Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz statt.

In diesem Jahr haben sich 100 Landwirte auf den Weg gemacht, um sich im benachbarten Elsass neue Anregungen in Sachen Mutterkuhhaltung und Bullenmast zu holen.

Die Familie Boehmler in Forstfeld bewirtschaftet im Elsass 220 ha Fläche mit Direktvermarktung. Der Betrieb präsentierte eine harmonische Herde von 135 Charolaismutterkühen, die teilweise im französichen Herdbuch geführt werden. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Kalbfleisch in der Direktvermarktung hält der Betrieb neben den Charolaiskühen noch einige Vogesenrinder als Ammen, die im Jahresverlauf bis zu vier Kälber aufziehen. Die Vermarktung des Rindfleischs erfolgt über den am Hof angegliederten Laden, das Internet und über einen Laden in der Stadt Straßburg, der in Kooperation von einigen Landwirten betrieben wird. Zu dem Kundenstamm des Hofladens zählen sowohl Franzosen, als auch Deutsche aus einem Umkreis von 20 km um Forstfeld. Herr Boehmler schilderte dabei die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Absatzwege an seine Produkte. Interessanterweise sind die Anforderungen der Straßburger Bevölkerung hinsichtlich der Verfettung weniger anspruchsvoll als die der Kunden, die das Fleisch direkt aus dem Hofladen beziehen. Pro Woche werden über die verschiedenen Absatzwege zwei Rinder im Alter von zwei bis drei Jahren vermarktet, welche in Straßburg oder in Bühl geschlachtet werden. In diesem Zusammenhang bemängelt Herr Böhmler, dass im Gegensatz zu den deutschen Schlachtbetrieben, bei denen für eine Schlachtung Pauschalkosten anfallen, in Frankreich die Kosten nach Schlachtgewicht des Tieres abgerechnet werden.

Aufgrund der geringen Nachfrage nach Bullenfleisch vermarktet Boehmler ausschließlich weibliche Tiere, die er zum Teil zukaufen muss. Neben der Direktvermarktung zählt der Verkauf von Zuchttieren und einem Teil der männlichen Absetzer als Hauptstandbein des Betriebs.

Zur Mittagspause fand sich die Gruppe im Landgasthof Château du Liebfrauenberg in Goersdorf zusammen, um bei der Elsässer Spezialität „Baeckeoffe“ erste Eindrücke Revue passieren zu lassen.

Nach der Mittagspause stand der Betrieb von Ernest Hoeffel in Walbourg auf dem Programm. Der Betrieb bewirtschaftet eine Fläche von 270 ha, wovon etwa 240 ha Grünland sind. Die 150-kopfstarke Charolaisherde wird seit fast 70 Jahren im französischen Herdbuch geführt und präsentierte sich in einem guten Zustand. Die typvollen Tiere aus dem Betrieb Hoeffel sind europaweit stark nachgefragt. Im Gespräch mit Herrn Hoeffel merkte man schnell, dass für ihn die Zucht mehr als nur ein Beruf ist. Die aus Leidenschaft aufgebaute Charolaiszucht stellt das Hauptstandbein des Betriebs dar. Um langfristig erfolgreich zu sein, zählen für Ernest Hoeffel neben der eigentlichen Zucht, die Werbung sowie die Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit, zur Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten zu den wesentlichen Aufgabenschwerpunkten seines Berufs.

Die Tiere, die sich nicht für die Zucht eignen werden an spezialisierte Mäster verkauft.

Seit 2013 setzt der Betrieb zum Teil genetisch hornlose Bullen ein, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Für Herrn Hoeffel zeigen die hornlosen Tiere jedoch noch nicht die gewünschte Qualität. Neben der Zucht erläuterte Herr Hoeffel das Gesundheits- und Kalbemanagement in seinem Betrieb, bei dem eine konsequente Parasitenbehandlung und ein Impfprogramm zum Standard gehören sollte. Bei der Abkalbung bevorzugt Hoeffel die Abkalbung im Winter und zeitigen Frühjahr, da die Tiere so auf der Weide über das Weidefutter ausreichend mit Futter versorgt werden. Gerade in so trockenen Sommern, wie 2015 zeigt sich eine spätere Abkalbung als problematisch da die Tiere stärker zugefüttert werden müssten.

Der dritte Betrieb im Programm liegt in Pfaffenbronn-Lembach. Hier bewirtschaftet Christian Trautmann zusammen mit seinem Bruder und einem Helfer eine Fläche von 170 ha. Zu dem Betrieb gehören 55 Charolaismutterkühe und 160 Mastbullen. Da für die Mast nicht genügend Kälber aus der eigenen Herde zur Verfügung stehen, werden aus der Region zusätzlich Bullenkälber über die  Viehverwertungsgenossenschaft zugekauft. Beim Einstallen werden die Bullen über die Rückenlinie geschoren und eine Parasitenbehandlung durchgeführt. Die Vermarktung der schlachtfertigen Bullen, mit einem Schlachtgewicht von 430-450 kg, erfolgt buchtenweise wieder über die Genossenschaft.

Die Mutterkühe kalben gruppenweise im Strohstall ab und werden nach einigen Wochen in einen benachbarten Liegeboxenlaufstall umgestallt. Derzeit steht ein neuer Mutterkuhstall für etwa 60 Mutterkühe im Bau, der in Zukunft genügend eigene Tiere für die Mast zur Verfügung stellen soll und sich so ein annähernd geschlossenes Produktionssystem ergibt.

Der Abschluss fand bei reichhaltigem Buffet in der Gaststätte "Zum Schwarzbachtal" in Dellfeld-Falkenbusch statt. Herr Henn von der Landwirtschaftskammer fasste den Tag noch einmal kurz zusammen, um die gewonnen Eindrücke und Gegebenheiten des Tages zu verinnerlichen. In lockerer Atmosphäre und bei guten Gesprächen konnte der Abend ausklingen.

Lukas Göttel, Beratungsring Rindfleischerzeugung Kaiserslautern