Lehrfahrt 2015

Am 13. Januar fand die diesjährige Lehrfahrt des Beratungsringes Rindfleischerzeugung/Rindermastkontrollrings Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz statt.

100 Landwirte haben sich dieses Mal auf den Weg gemacht, um an dem umfangreichen Besichtigungsprogramm von Herrn Henn von der LWK teilzunehmen. Die Fahrt führte dieses Jahr in die Eifel, wo als erster Betrieb der Gröner Hof von Michael und Ursula Gröner in Kerpen-Loogh angesteuert wurde.

Der Betrieb ist breit aufgestellt und hat sich der Milchviehhaltung, der Mutterkuhhaltung, der Bullenmast und besonders der Veredlung und Direktvermarktung von selbst erzeugten Produkten verschrieben. In den 1980er Jahren wurde der Betrieb von den heutigen Besitzern mit damals 55 Kühen übernommen, ein weiterer Boxenlaufstall kam dazu. 1988 wurde das Schlachthaus gebaut, in dem heute, direkt am Hof nach EU-Norm geschlachtet wird, um den Tieren den Stress eines Transportes zu ersparen und so maßgeblich die Fleischqualität zu verbessern. 1999 wurde die erste Käserei auf dem Hof gebaut, um die hofeigene Milch zu verkäsen. Bereits zwei Jahre später musste erweitert werden, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Ein weiterer Ausbau der Kapazität erfolgte nochmals 2011 da der Absatz ungebrochen zugenommen hat. Infolge des regen Kundenandrangs bei der Direktvermarktung, kam der Gedanke, ein eigenes Restaurant auf dem Gehöft zu eröffnen. Aus diesem Gedanken heraus entstand 2007 ein Restaurant mit Schaukäserei. Derzeit werden ca. 800.000 l Milch zu verschiedenen Eifler Bergkäsesorten verarbeitet, die auch bei einigen Lebensmitteleinzelhändlern über das "Landmarkt" Label zu bekommen ist.

Derzeit bewirtschaftet der Hof etwa 65 ha Ackerland und 100 ha Grünland. Etwa 100 Mastbullen die im Betrieb gehalten werden, liefern mit einem Schlachtalter von 18 bis 22 Monaten, das Fleisch für die Direktvermarktung und die hofeigene, aber verpachtete Gaststätte. 80 Milchkühe liefern den Rohstoff für die Käseherstellung, sie werden ohne Zufütterung von Kraftfutter gehalten.

Auf dem Gröner Hof haben die Teilnehmer der Lehrfahrt einen Einblick in eine interessante betriebliche Entwicklung bekommen und gesehen, wie man eine hohe Wertschöpfung aus den hofeigenen Produkten erzielen kann. Nach dem Mittagessen im Gröner Hof ging es weiter zum nächsten Betrieb.

In Nimsreuland wurden wir im Betrieb Hermans von Herrn Cremer, dem ehemaligen Besitzer und heutigen Verwalter des Betriebes, willkommen geheißen. Zum Betrieb gehören 206 ha LF, wovon fast alles Grünland ist. Der Betrieb hält derzeit 190 Tiere der Rasse Hereford, davon ca. 70 Mutterkühe, sowie Nachzucht und Mastochsen. Der Betriebsleiter beschreibt die Tiere der Rasse Hereford als die ruhigsten, mit denen er jemals zusammen gearbeitet hat. Das Fleisch der Tiere wird in Kessel in den Niederlanden vermarktet, dort unterhält der Hofeigentümer einen weiteren landwirtschaftlichen Betrieb mit Hofmetzgerei. Gute Marmorierung und feine Fasern sind bei den Herefords, ähnlich wie etwa bei der Rasse Angus, das Merkmal, welches die besondere Fleischqualität ausmacht. Gefüttert wird ausschließlich mit Grassilage. Die Masttiere erreichen mit einem Schlachtalter von 30-36 Monaten Schlachtgewichte zwischen 480 - 520 kg. Die Haltung der Tiere beeindruckte die Lehrfahrtsteilnehmer am meisten, so sind diese in einem kreisrunden Aussenklimastall mit Tiefstreu aufgestallt. Der Stall ist ähnlich einem Kuchen in verschiedene Abteile á 20-25 Tieren aufgeteilt. Im Zentrum befindet sich eine Separation mit Behandlungs- und Wiegestand, diesem schließt sich eine Verladerampe an. Der Futtertisch liegt außen um den Stall herum. Zum Einstreuen wird ein Strohballen in das Abteil gesetzt und per Hand grob verteilt.

Alles in allem hat sich den Lehrfahrtsteilnehmern hier ein innovativer Betrieb mit einem interessanten Stall- bzw. Haltungskonzept präsentiert, der seine Tiere ideal vermarktet. Noch eine ganze Weile stand Herr Cremer den Bauern bei Kaffee und Kuchen für Fragen zur Verfügung und berichtete von seinen Erfahrungen auf dem Betrieb, den Umstellungen, dem neuen Stall, etc.

Nach kurzer Fahrt trafen wir in Rommersheim beim Betrieb Feinen ein und wurden von der Familie herzlich willkommen geheißen. Auf dem Betrieb wird Limousin-Herdbuchzucht betrieben. Ab 1990 begannen Feinens ihre rotbunten Kühe mit Limousin zu besamen, '97 wurde dann eine größere Herde  an Limousinrindern zugekauft um in die Reinzucht einzusteigen. Seit 2001 werden  bei den Kühen 10% künstlich besamt und zu 90% reinerbige genetisch hornlose Bullen eingesetzt um den neuen Marktanforderungen gerecht zu werden. Vermarktet wird fast ausschließlich in die Zucht, der Rest an Metzger in der Region. Gefüttert wird mit 80 % Grassilage und 20 % Heu, die Kälber haben Zugang zu gequetschtem Weizen mit Mineralfutter ad libitum. Abkalbungen finden saisonal statt, sodass das ganze Jahr über Zuchtvieh angeboten werden kann; Deckbullen in einem Alter zwischen 14-18 Monaten. Gehalten werden die Kühe im ehemaligen Boxenlaufstall mit Tiefstreuboxen und Schieberentmistung.

Herr Thomas Feinen, der den Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet, legt viel Wert auf die Grundfutterqualität, so wird ein Großteil der Grünlandflächen regelmäßig neu angelegt. Gedüngt wird flüssig, auch eine Selenlösung, die die Selengehalte des Grundfutters und darüber hinaus auch die Selenversorgung der Tiere verbessern soll. Die Herde der Familie Feinen hat sich gut präsentiert und die Nachfrage nach genetisch hornlosen Limousintieren ist schon recht hoch und wird wohl auch weiter steigen. Alles in allem eine gute Adresse, um sich mit hornloser Limousingenetik einzudecken.

Im Leinenhof in Schweich fand dieses Jahr der Abschluss der Lehrfahrt statt. Herr Henn fasste die Vor- und Nachteile der einzelnen Betriebe zusammen und es fand ein reger Meinungsaustausch unter den Teilnehmern statt.

Joachim Bauer, Berater
Beratungsring Rindfleischerzeugung Kaiserslautern