Intensiver Austausch und Tipps für die eigene Öffentlichkeitsarbeit

51 Betriebsleiter*innen und acht Unterstützer*innen nahmen an der ersten LOB-Online-Fachtagung teil. Schwerpunktthema war die Öffentlichkeitsarbeit mit Beiträgen zum Social-Media-Einsatz sowie zur intensiveren Kooperation der Bauern- und Winzerhöfe mit den Schulen, aber auch untereinander.

Der Lernort Bauernhof wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert.

Der neue Direktor der Landwirtschaftskammer, Dr. Markus Heil, begrüßte die Teilnehmenden und hob die Bedeutung des Lernortes Bauernhof hervor. So würde Kindern und Jugendlichen ein realistisches Bild der heutigen Landwirtschaft und der Lebensmittelerzeugung vermittelt. Dies sei für das Land Rheinland-Pfalz ebenso wichtig wie für die landwirtschaftlichen Verbände und Betriebe. Seit März 2018 sei die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) mit der Umsetzung des LOB beauftragt. Bis Februar 2022 ist die Förderung der außerschulischen Unterrichtseinheiten sichergestellt.

Nach der Begrüßung erhielten die Landwirt*innen Sachstandsinformationen zu den Rahmenbedingungen unter „Corona“ aus den drei unterstützenden Ministerien: So berichteten Ute Schmazinski aus dem Bildungsministerium, Agnes Pohlmann aus dem Wirtschaftsministerium und Michael Staaden aus dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF) Rheinland-Pfalz, wie sich die Corona-Pandemie auf ihre Arbeit ausgewirkt hatte. Agnes Pohlmann stellte dabei die Verlängerung der EULLE-Maßnahme um zwei Jahre in Aussicht.

Corona sorgte für Rückgang der Unterrichtseinheiten

Maria Caesar, LWK, gab einen Überblick über die aktuellen Zahlen. Derzeit bieten 62 Betriebe in Rheinland-Pfalz Angebote für Schulklassen aller Schulformen im Rahmen des EULLE-Projektes an. 2019 wurden noch 311 außerschulische Unterrichtseinheiten gefördert und dadurch 5.951 Schüler*innen erreicht. Ein Jahr später konnten coronabedingt nur noch 61 Unterrichtseinheiten mit 747 Schüler*innen durchgeführt werden, was die LOB-Betriebe sehr bedauerten. Am häufigsten kamen Förderschulen und Grundschulklassen zu den Betrieben. Angebote im Rahmen der vom Bildungsministerium initiierten Sommer- und Herbstschule waren nicht angenommen worden.

Trotz der Corona-Pandemie konnten die Weiterbildungsangebote zur/zum Bauernhofpädagogin/-en zum Teil weiterlaufen So konnte Agnes Pohlmann die Fachtagung auch zum Anlass nehmen, Dr. Theresa Scheu, Veterinärmedizinerin an der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, Hofgut Neumühle, das Zertifikat für ihren erfolgreichen Abschluss des Bauernhofpädagogik-Lehrgangs der Großregion zu überreichen. Der laufende LOB-Zertifikatslehrgang „B“ wird dieses Frühjahr beendet, und ein neuer viermoduliger LOB-Zertifikatslehrgang „C“ wird ab April 2021 auf der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, dem Hofgut Neumühle in Münchweiler an der Alsenz, unter der organisatorischen Leitung von Dr. Theresa Scheu und der pädagogischen Leitung von Annette Müller-Clemm (Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. (BAGLoB e. V.) angeboten.

Ein wichtiges Ziel der jährlich statt findenden Fachtagung ist der Austausch der LOB-Betriebsleiter*innen. So berichteten Gisela und Laura Veit aus Nünschweiler anschaulich über eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Canada-Förderschule. Im Rahmen einer Nachmittags-AG kamen acht bis 10 Schüler*innen jeden Montagnachmittag in den Betrieb.

Austausch in Kleingruppen

Im Rahmen einer anschließenden „Break-out-Session“ konnten sich die Landwirt*innen in Kleingruppen über ihre Erfahrungen in den vergangenen Monaten während der Corona-Pandemie austauschen und gemeinsam Anregungen und Verbesserungsvorschläge formulieren, um weiterhin außerschulischen Unterricht anbieten zu können. Wesentliche Ergebnisse waren hier u.a. der Wunsch nach einer verbindlichen Verankerung des außerschulischen Unterrichts LOB in den Lehrplänen sowie eine bessere Vernetzung der Höfe untereinander.

Als ein neues Vernetzungsangebot stellte die Geschäftsführerin der ländlichen Erwachsenenbildung, Simone Bopp, die auch den technischen Support der Veranstaltung sicherstellte, die neu eingerichtete Moodle-Plattform für den Lernort Bauernhof vor. Alexandra Widiger, die die erste strukturelle und inhaltliche Gestaltung der Plattform vorgenommen hatte, ergänzte sie und zeigte beispielhafte Einsatzgebiete, wie Unterrichtskonzepte, Materialien für Lehrkräfte zur Vor- und Nachbereitung, aber auch die „Forumfunktion“, über die sich die LOB-Betriebsleiter*innen zukünftig digital austauschen können.

Die Fachtagung bot viele anschauliche Anregungen für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit. So gab Thomas Mosebach, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der BAGLoB e. V. Berlin, einen Überblick über wichtige Werkzeuge wie Pressemitteilungen, die Pflege von Pressekontakten und die ansprechende Gestaltung einer eigenen Website als „Visitenkarte“ sowie verschiedene Werbemittel.

In einem weiteren Schwerpunkt widmete er sich dem Einsatz von Social Media und wurde hier unterstützt von den beiden LOB-Betriebsleiterinnen, beide Bauernhofpädagoginnen und aktive Social-Media-Nutzerinnen, Sylvia Lauer vom Maientalerhof in Großsteinhausen und Magdalena Zelder vom Berlingerhof in Wittlich. Sie erläuterten lebhaft ihre Erfahrungen und Einsatzgebiete der Social Media, z.B. bei Kontakten mit Schulen sowie den Verkauf von Produkten, wiesen aber auch auf mögliche Probleme hin und gaben Tipps im Umgang mit Konflikten.

Eigene Homepage verbessern

Über „Wege zu den Lehrenden und Erziehenden“ referierte anschließend die Lehrkraft Claudia Müller-Werner, die auch gleichzeitig Lehrerfortbildung am pädagogischen Landesinstitut, u.a. für den Lernort Bauernhof, koordiniert. Sie gab hilfreiche Kooperationstipps aus der Perspektive der Schulen und zeigte mögliche Wege und Anknüpfungspunkte, etwa über die Lehrpläne, Exkursionen, Klassenfahrten, aber auch Lehrerfortbildungen vor Ort auf und wies auf die wichtige „gegenseitige“ Informationsquelle „Website“ hin. Die Erstellung bzw. Verbesserung der eigenen Homepage war dann auch eine erste Maßnahme, der sich die LOB-Landwirt*innen stellen wollten.

Am Ende der Veranstaltung stellte Michael Staaden (MUEFF) das Qualitätsmanagement- und Zertifizierungssystem für Bildungsanbieter*innen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE-Zertifikat) vor. Das BNE-Qualitätssiegel ist ein Projekt der Länder Rheinland-Pfalz und Saarland für außerschulische Bildungseinrichtungen, die Standards der nachhaltigen Entwicklung im Bereich der außerschulischen Bildung erfüllen. Auch Lernort Bauernhöfe können sich in einem Pilotprojekt für die Zertifizierung bewerben.

Die Teilnehmenden der Online-Fachtagung freuten sich über die vielen praxisbezogenen Informationen und die Möglichkeit des gegenseitigen „digitalen Erfahrungsaustausches“.

Hintergrundinformationen

Mit „Lernort Bauernhof“ schafft das Land Rheinland-Pfalz ein außerschulisches Lernangebot auf Bauern- und Winzerhöfen für Schülerinnen und Schüler aller Klassen- und Schulstufen an allgemeinbildenden Schulen im ganzen Land. Die Maßnahme wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert. Die Landwirtschaftskammer RLP wurde mit der Umsetzung beauftragt und organisiert die Schulungen für Betriebsleiter/innen, bietet Fortbildungen für Lehrkräfte an und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Fachtagung wurde in Kooperation von Pädagogischem Landesinstitut und LWK organisiert.  

Informationen für Lehrkräfte, Betriebe und Interessierte finden sich im Internet unter www.lernort-bauernhof-rlp.de.