Integrierter Agrartourismus lautet die Devise

Zu den Faktoren, die den Erfolg eines Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Angebots bestimmen.

Vom Urlaub auf dem Bauernhof hin zum integrierten Agrartourismus - so lautet die Devise in den Handlungsalternativen zur Förderung des Tourismus in ländlichen Räumen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und weist damit auf die Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen hin. Einem isolierten Angebot werden am Markt wenige Chancen eingeräumt. Letztendlich ist jedoch immer die Unternehmerpersönlichkeit entscheidend.

Allenthalben wird der Tourismus als Wirtschaftsmotor bezeichnet. Deutschland steht hinter Spanien als Reiseziel der Europäer auf Platz 2 vor Frankreich, Italien und Österreich. Rd. 4,9 Mio Erwerbstätige, das sind etwa 12 %, sind im Tourismus beschäftigt. Von den 278 Mrd € (2011) Konsumausgaben im Tourismus insgesamt werden dem Bereich Urlaub auf dem Bauernhof etwa 1 Mrd € zugeordnet. Es brummt also im Tourismus. Brummt es auch im Bereich Urlaub auf dem Bauern- und Winzerhof?

Dieser Bereich ist insgesamt gesehen nur ein kleines Segment im Tourismus. Es ist klar festzustellen, dass die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten in kleinen Gemeinden stagniert. Die Frage, die man sich für den Tourismus im Agrarbereich stellen muss, lautet daher: Wie können wir von dem positiven Wirtschaftswachstum im Bereich des Tourismus insgesamt profitieren? Und warum läuft es im Bereich Urlaub auf dem Bauernhof nicht ähnlich positiv?

Gründe gibt es viele. Es sind ein deutlich geringeres Wachstum an Übernachtungen und Ankünften in Gemeinden unter 5.000 Einwohnern als im Städtetourismus und eine geringere ausländische Nachfrage zu verzeichnen. Genannt werden hier auch die kleinteilige und oft wenig professionell geprägte Anbieter- und Angebotsstruktur sowie die hohe Bedeutung von statistisch nicht erfassten Betrieben (unter 9 Betten), der Investitionsstau in der touristischen Infrastruktur, der Fachkräftemangel, die fehlende Marktorientierung des regionalen Tourismusmarketings und der Anpassungsbedarf von Kommunikation und Vertrieb an aktuelle Erfordernisse z. B. der digitalen Welt.

Was sind dagegen die Erfolgsfaktoren? Hier geht es um Planung und Konzeption, um Organisation und Personal, um Finanzen, Investitionen, Kooperationen und Trends.

Fazit aus den Handlungsempfehlungen zur Förderung des Tourismus im ländlichen Raum ist, dass es nicht eine bestimmte Strategie für den ländlichen Tourismus bzw. den Agrotourismus gibt. Die Strategien und Konzepte funktionieren nur, wenn alle Akteure eng einbezogen werden und die praktische Umsetzung auf lokaler Ebene im Vordergrund steht. Für den nachhaltigen Erfolg sind Kooperationen, Vernetzung und Innovation unerlässlich.

Als Kernthemen der touristischen Nachfrage in ländlichen Gegenden im Inland werden genannt: Natur, der Bauern- oder Winzerhof, Aktiv sein, Küste und Gesundheit. Hier hat auch die rheinland-pfälzische Tourismusstrategie ihre Schwerpunkte auf die chancenreichsten Themen konzentriert und vermarktet diese Bereiche unter Wanderwunder, Radwanderland, WeinReich und Gesundheit.

Dabei ist Qualität das Fundament für den Erfolg. Als Ziele werden die Fortführung der Initiative ServiceQualität Rheinland-Pfalz, die Steigerung der Zahl der „sterneklassifizierten“ Betriebe und buchbare Angebote für barrierefreies Reisen aufgeführt. Es bleibt zu hoffen, dass auch in die EU-Förderperiode ab 2014 geeignete Förderinstrumente aufgenommen werden, die die Netzwerkarbeit, die einzelbetriebliche Förderung und die Kooperationen sowie die touristische Infrastruktur unterstützen.

Der Trend zur Stagnation im Allgemeinen sagt aber nichts über den einzelnen Betrieb aus. Etwa ein Drittel der Betriebe boomt, ein Drittel stagniert und befindet sich in der Warteschleife und ein Drittel schrumpft, d. h. hier stimmt das Angebot nicht mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht nur in der Qualität der touristischen Infrastruktur oder in den Vermarktungsstrukturen zu suchen.

Ganz wesentlich ist das Angebot des Betriebs selbst. Bevor in Beton investiert und ein Angebot damit manifestiert wird, muss ein Konzept über die Zielrichtung des Angebots erstellt und dessen Wirtschaftlichkeit kalkuliert werden. Eine gezielte Kundenorientierung, gepaart mit hoher Servicequalität, ist mit entscheidend. Es gilt Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und dem Gast zu vermitteln. Daraus lässt sich dann auch eine klare Zielgruppenorientierung ableiten.

Als Dienstleister muss man sein Angebot genau kennen und es zu präsentieren wissen. Eine Vernetzung mit anderen touristischen Anbietern sollte gezielt genutzt werden, um das eigene Angebot zu erweitern und abzurunden. Dies immer mit dem Ziel, ein möglichst umfassendes passendes Angebot für den Gast zusammenzustellen, das geeignet ist, eine Vielzahl seiner Wünsche und Interessen zu erfüllen. Die Teilnahme an der „Sterneklassifizierung“ ist dabei nicht nur eine Möglichkeit, das Angebot dem Gast gegenüber besser zu vermarkten. Sie dient auch der eigenen Orientierung über die Möglichkeiten und die Ausrichtung des Angebots und vermittelt dabei dem Betriebsleiter eine Vielfalt an wichtigen Informationen. Gleiches gilt für die Teilnahme an Wettbewerben und Auszeichnungen.

Nicht zu unterschätzen sind fachliche und unternehmerische Kompetenzen sowie der Umfang der verfügbaren Arbeitskapazitäten bzw. was an Fremdleistungen mit eingeplant werden muss. Überlastung und auch Fehleinschätzungen müssen schon im Vorfeld vermieden werden. Zudem muss das Angebot zur ganzen Familie passen und von allen positiv mitgetragen werden. Die Gäste müssen spüren, dass sie willkommen sind.

Es ist ein wesentliches Ziel, neben der Akquise von neuen Gästen, auch Gäste zum Wiederkommen zu bewegen. Voraussetzung ist, dass das Angebot stimmt, die Servicequalität sehr gut ist und eine optimale Kundenbetreuung stattfindet. Die Kommunikation und die Verbreitung des Angebots über digitale Medien sind als Standard anzusehen und sollten in vollem Umfang genutzt werden.

Die konsequente Professionalisierung auf allen Ebenen und eine gezielte Qualifizierung sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Die Beratung und Qualifizierungsmaßnahmen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz sind ein Angebot, das den Anbietern zur Verfügung steht. Sie sollten gezielt genutzt werden, um neue Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen zu erwerben und dabei das Angebot stetig weiterzuentwickeln und auszubauen.

Marita Frieden, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz