Hauswirtschaft hat Zukunft

Fachtagung für Fach- und Führungskräfte

"Die Inhalte und Fertigkeiten des hauswirtschaftlichen Berufsbildes sind gefragt!"  Mit diesen Worten begrüßte Alfons Schnabel, Direktor der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz , rd. 60 Fach- und Führungskräfte aus der Hauswirtschaft zur Fachtagung im Haus der Landwirtschaft in Bad Kreuznach. Die Landwirtschaftskammer unterstützt die duale Ausbildung und ermöglicht durch Vorbereitungslehrgänge den Berufsabschluss über den zweiten Bildungsweg und die Fortbildung zur Meisterin der Hauswirtschaft. Auch in den Projekten "Lernort Bauernhof" und "Grüne Berufe in der Ganztagsschule" spielt die hauswirtschaftliche Fachkompetenz eine große Rolle.


Aktuelles aus der Hauswirtschaft


Die Nachfrage nach Vorbereitungslehrgängen zur Abschluss- und Meisterprüfung ist weiterhin groß. Gertrud Specht (Landwirtschaftskammer) stellte aktuelle Zahlen aus der Aus- und Fortbildung vor. "Die Landwirtschaftskammer plant ab Herbst 2013 zwei neue Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung an den Standorten Wittlich und Koblenz. Der Meisterlehrgang in Koblenz / Wittlich schließt im Sommer die Prüfungen ab. Ein neuer Meisterlehrgang wurde in Bad Kreuznach gestartet." Über den Verlauf des diesjährigen Berufswettbewerbs in der Berufsbildenden Schule Ingelheim berichtete Dajana Müller, LWK. Sie dankte den Ausbilderinnen, dass sie ihre Auszubildenden zur Teilnahme motiviert und freigestellt haben. "Die Auszubildenden konnten wieder unter Beweis stellen, wie fit sie in Theorie und Praxis sind und  ihre Leistungen untereinander messen. In diesem Jahr hat Svenja Müller aus dem Ausbildungsbetrieb Edda Heuser, Katzenelnbogen, den ersten Platz belegt." Der Berufswettbewerb bietet zugleich eine gute Möglichkeit zur Vorbereitung auf die  Abschlussprüfung. Tanja Wallhäuser-Schmitt, Ausbildungslotsin der LWK, stellte heraus, dass im Jahr 2020 die geringste Zahl an Schulabgängern zu erwarten ist, die es je gab. "Der Kampf um gute Auszubildende hat in allen Sparten begonnen. Wir müssen bei den jungen Leuten Lust auf Grüne Berufe wecken, um einen qualifizierten Berufsnachwuchs sicher zu stellen!" Da die Zahlen der klassischen Berufsausbildung zur Hauswirtschafterin rückläufig sind, stieß Marita Frieden, Referatsleiterin der Kammer, mit der Frage "Wird Hauswirtschaft zukünftig nur noch als Zweitberuf erlernt und ausgeübt?" eine lebhafte Diskussion an. Die Teilnehmerinnen waren sich darüber einig, dass ohne Hauswirtschaft die gesellschaftlichen Herausforderungen nicht zu meistern sind. Die zunehmende Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kleinkinder und nach Ganztagsschulangeboten erfordert den Einsatz von qualifiziertem hauswirtschaftlichen Personal in der Gemeinschaftsverpflegung. Zudem fehlt es bereits jetzt in vielen Familien an hauswirtschaftlichem Grundwissen, das früher von Generation zu Generation weitergegeben wurde.


Inklusion – ein Thema für die Hauswirtschaft!?


Mit Frank Hauser, Integrationsfachdienst Trier, loteten die Teilnehmerinnen die Chancen für Menschen mit Behinderungen und Lernbeeinträchtigungen im Bereich der Hauswirtschaft aus. Auch Nischenarbeitsplätze bieten Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, eine persönliche Wertschätzung durch Arbeit und eigenen Verdienst zu erfahren. "Es gibt finanzielle und personelle Hilfen, die individuelle Lösungen ermöglichen. Nötig ist ein soziales Engagement der Arbeitgeber. Wenn man sich im Betrieb um einander kümmert, hat das auch einen positiven Einfluss auf das Arbeitsklima insgesamt", betonte Frank Hauser. Die Kontakte zu den zuständigen Stellen stellt die Landwirtschaftskammer gerne her.


Neue Ansätze für die Ernährung von Menschen mit Kau- und Schluckstörungen

Herbert Thill, Küchenmeister aus Edertal, stellte in seinem Referat neue Ansätze zur Verpflegung von Menschen mit Kau- und Schluckstörungen vor. Im Alter benötigen die Menschen eine Kost mit weniger Kalorien und hoher Nährstoffdichte. Häufig wird bei Kau- und Schluckstörungen das "normale" Menü  püriert und es entsteht ein unansehnlicher Brei, der nicht dazu beiträgt, Appetit zu wecken. "Durch die Zubereitung in Form von Smoothfood können wir eine ernährungsphysiologisch ausgewogene, optisch ansprechende und geschmackvolle Ernährung sicher stellen, die Freude und Genuss am Essen bereitet. Die Verpflegung mit Schaumkost erleichtert den Patienten das Schlucken und bietet gleichzeitig eine Vielfalt von Geschmacksrichtungen", so Herbert Thill. Smoothfood ist eine Schaumkost und verbindet klassische Zubereitungsarten mit der Molekularküche. Zur Herstellung kann ein Sahnespender dienen, der mit Hilfe von Gas den Inhalt aufschäumt. In der Profiküche werden zusätzlich spezielle Bindemittel verwendet, die man im Privathaushalt oft durch Agar-Agar oder Gelatine ersetzen kann. "Alle Kostformen sollten immer aus frischen Zutaten hergestellt werden! Menschen, die nur noch begrenzt Nahrung zu sich nehmen, haben einen Anspruch auf vollwertiges, frisches, wohlschmeckendes Essen", betonte Herbert Thill. Bei der anschließenden praktischen Vorführung erstaunte der Küchenprofi die Teilnehmerinnen mit wohlschmeckender Schaumkost. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein komplettes Frühstück aus Brot, Butter, Marmelade, Kaffee und Milch in Schaumform so ansprechend aussieht und wohlschmeckend ist!" so eine Teilnehmerin.  "Alle Themen der Fachtagung haben gezeigt, wie wichtig hauswirtschaftliches Fachwissen in vielen Lebensbereichen ist. Die Forderung nach einem Unterrichtsfach Hauswirtschaft in Schulen bleibt aktuell", unterstrich Andrea Schwahn (Landwirtschaftskammer) zum Abschluss der Weiterbildung.