Grußwort zum Jahreswechsel

Liebe Landwirte, Winzer, Gärtner, Forstleute, Landfrauen und Landjugendliche,

die Weihnachtsmärkte haben Hochkonjunktur, und die Wunschzettel der Kinder sind längst geschrieben. Das Jahr 2019 liegt fast hinter uns: Deshalb lohnt ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate. Was hat uns beschäftigt und bewegt? Lassen Sie mich im Namen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz zurückschauen.

Das Jahr 2019 hat zwar ein bisschen mehr Wasser gebracht als 2018, und eine befürchtete Wiederholung des extrem langen und heißen Sommers von 2018 blieb glücklicherweise aus. Dennoch wurde der drittwärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen, und es blieb zu trocken. Die Getreideernte ist in weiten Teilen besser gelaufen als befürchtet. Besonders problematisch waren die Korngewichte bei Weizen und Braugerste, auch gab es Ertragseinbußen bei Mais. Die Schwierigkeiten im Forst setzen sich fort, denn die Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre und die daraus resultierende Borkenkäferproblematik sind auch 2019 ausschlaggebend für eine schlechte Bilanz.

Nach dem Jahrhundertjahrgang 2018 standen die Winzer 2019 vor anderen Herausforderungen: Ausgiebiger Regen im September hat eine zügige und frühe Lese erzwungen. Nach einem sehr guten Ertrag im vergangenen Jahr fällt die Erntemenge etwas unterdurchschnittlich aus. Bei den Milcherzeugern hält der Strukturwandel weiter an. Es gibt immer weniger, aber weiter wachsende Betriebe. Die schlechten Milcherzeugerpreise aus 2016 haben diese Entwicklung bis ins aktuelle Jahr begünstigt, obwohl die Preise sich auf einem annehmbaren Niveau stabilisiert haben.

Das Thema Umsatzsteuer, das die Landwirtschaftskammer lange und intensiv beschäftigt hat, konnte zu einem Abschluss gebracht werden. Hier fanden verschiedene Gespräche mit dem Finanzamt, dem Wirtschafts- und Finanzministerium, unseren beauftragten Steuerberatern und Anwälten statt. Es wurde schnell klar, dass unsere auf privatrechtlicher Grundlage erbrachten Leistungen des Marktberichtes und auch die Beratungsleistungen umsatzsteuerpflichtig sind. Auch die Brändeprämierung wird als umsatzsteuerpflichtig angesehen. Unterschiedlich bewertet und strittig blieb die Umsatzbesteuerung der Wein- und Sektprämierung. Die Angelegenheit wurde dann auf Bundesebene von den Umsatzsteuerreferenten des Bundes und der Länder zu unseren Ungunsten entschieden. Für uns ist dieses Ergebnis nicht gut, aber wir kommen noch mit einem blauen Auge davon.

2019 muss auch als das Jahr betrachtet werden, in dem tausende Bauern und Winzer aufgestanden sind. Die Proteste gegen die agrarpolitischen Pläne der Bundesregierung erreichten sogar das Kanzleramt in Berlin. Unsere Bauern und Winzer sind in einer existenzbedrohenden Situation. Sie sehen sich einer überbordenden Bürokratie ausgesetzt und fühlen sich durch zusätzliche Schutzvorschriften zu Unrecht an den Pranger gestellt. Lange haben sie hingenommen, dass sie als Sündenböcke für Klimaschutz herhalten und agrarpolitische Entscheidungen ausbaden müssen. Das sind keine großen Unternehmen, die lobbymäßig vernetzt sind. Es ist der Bauer von nebenan, der nicht mehr vor noch zurück weiß und von seiner Hände Arbeit lebt. Die Politik steht in den Nischen, so mein Eindruck: Doch da steht sie falsch, denn 90 Prozent der Landwirte produzieren konventionell und sichern somit die Grundlagen unserer Ernährung. Da ist einiges aus dem Blick geraten. Gleich zu Beginn des neuen Jahres werden wir dem Auftrag der Bundesregierung nachkommen und mit den Verbänden, aber auch mit Vertretern von „Land schafft Verbindung“ (LsV), ein Papier erarbeiten, in dem wir konkrete Vorschläge für eine maßvolle und praxisnahe Umsetzung der agrarpolitischen Ziele machen.

Neben der mangelnden und häufig auch ideologisch geprägten Berichterstattung zum Themenkomplex Landwirtschaft gibt auch die Darstellung landwirtschaftlicher Arbeit in Schulbüchern Anlass zur Sorge. Wenn Kindern bereits in der Schule ein falsches, idealisiertes Bild unserer Arbeit vermittelt wird, ist es später umso schwerer, den Konsens zwischen Gesellschaft und den bäuerlichen Familien herzustellen. Dort wollen wir den Kontakt zum Kultusministerium suchen. Gleichzeitig sind es so wichtige Projekte wie „Lernort Bauernhof“, mit dem wir wichtige Kontakte in die Gesellschaft knüpfen, um gegenseitiges Verständnis zu erreichen.

Der Bereich Bildung ist von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Grünen Berufe. Leider sind die Zahlen bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen rückläufig. 2019 sind es 612 Verträge, 2018 waren es 649 und 2017 sogar noch 730 Ausbildungsverträge. Der demografische Wandel ist angekommen. Deshalb werben wir intensiv für die Ausbildung in den Grünen Berufen, etwa mit dem Projekt „Passgenaue Besetzung“. Dabei kommt es drauf an, dass die Ausbildungsbetriebe aktiv mitmachen.

Sie, liebe Landwirte, Winzer, Gärtner, Forstleute und Landfrauen, leisten in Ihrem Bereich der grünen Berufe eine hervorragende Arbeit. Trotz aller Schwierigkeiten und „schlechter Stimmung“ lassen Sie uns optimistisch in die Zukunft schauen, die wir mit Herz und Hand gestalten wollen.

Nicht zuletzt möchte ich allen Mitarbeitenden der Landwirtschaftskammer sowie den Kolleginnen und Kollegen im Ehrenamt meinen Dank für die gute Arbeit im Jahr 2019 aussprechen.

Nun wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes, erfolgreiches Jahr 2020. Ich hoffe, Sie können sich über viele kleine Geschenke freuen, die man mit Geld nicht kaufen kann und genießen die besinnliche Zeit im Kreise Ihrer Liebsten.

Ihr
Ökonomierat Norbert Schindler
Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz