Geteilte Erwartungen zum Start der Getreideernte

Der Witterungsverlauf mit extremen Kahlfrösten und Trockenheit im Februar und reichlich Niederschlag in Juni und Juli prägte in diesem Jahr den Vegetationsverlauf bei Getreide und führt im Hinblick auf die Erträge zu geteilten Erwartungen. Insbesondere beim Wintergetreide und beim Raps erwartet die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz eine große Spreizung bei den Erträgen.

Als Folge der Frostschäden ist im Hinblick auf den zu erwartenden Gesamtertrag in Rheinland-Pfalz mit einem Verlust von etwa 10 Prozent zu rechnen. Bei der Berechnung des wirtschaftlichen Schadens für die Betriebe ist zu berücksichtigen, dass für die Nachsaat auf frostgeschädigten und umgebrochenen Flächen ein Kostenaufwand von rd. 350,- Euro pro Hektar zu kalkulieren ist.

Bei fast 20 Prozent der Winterweizen und -gerstenflächen sowie bei 4 Prozent der Rapsflächen waren die Auswinterungsschäden so hoch, dass umgebrochen und mit Sommergetreide neu eingesät werden musste. Bei ausgewinterten und nicht umgebrochenen Flächen werden erheblicher Zwiewuchs und starke Verunkrautung den Ertrag deutlich reduzieren und bei Qualitätsverlusten die Ernte erschweren. Bei Wintergerste hat die Ernte in Rheinhessen und der Vorderpfalz gerade begonnen. Erste Ergebnisse lassen von nichtgeschädigten Flächen Erträge über dem fünfjährigen Mittel bei guten Qualitäten erwarten. In den Höhengebieten wird die Ernte frühestens Mitte, schwerpunktmäßig Ende Juli beginnen.

Bei Winterraps sind die Bestände in der Abreifephase. Die Ernte wird aber in Frühgebieten noch eine Woche auf sich warten lassen, in den Spätgebieten wird es Anfang August. Es werden Erträge im 5-jährigen Mittel bei den ungeschädigten Beständen, auf den ausgewinterten Flächen aber auch sehr deutlich darunter erwartet.

Die Sommergerste steht überall in Rheinland-Pfalz gut. Es wird eine Ernte über dem fünfjährigen Mittel erwartet. Durch die Nachsaat weitete sich die Anbaufläche von rd. 44.000 ha im Vorjahr auf nahezu 57.000 ha. Probleme bereitet hier aber der Duchwuchs von Winterweizen, Wintergerste oder Triticale auf den Umbruchflächen, so dass zum Brauen geeignete Gerste nur von etwa 50.000 ha erwartet wird. Nicht zu unterschätzen sind auch Schäden durch Mäuse. In Rheinhessen werden die ersten Bestände wohl ab Mitte Juli, in den Höhenlagen Anfang August geerntet. Über die Qualität entscheidet wie beim Weizen die Witterung der nächsten Wochen. Bei Weizen, Roggen und Triticale wird auf nicht geschädigten Flächen ebenfalls eine gute Ernte erwartet; die wird Ernte Ende Juli bzw. Anfang/Mitte August anstehen. Auch hier gibt es eine breite Spreizung der Erträge, je nach Stand und Schädigung der Bestände. Dem Mais war es im Frühjahr zu kalt; hier sind die Ertragserwartungen verhalten. Zuckerrüben und Kartoffeln profitieren von der derzeitigen Witterung.