FrauenLandtag 2013

150 Frauen diskutierten im Landtag über Wege und Möglichkeiten, den Frauenanteil in den Parlamenten zu erhöhen

Mit dem FrauenLandtag am 11. März brachten die LandFrauenverbände ihre Initiative ‚Frauen in die Parlamente! ‘ landesweit auf den Weg. Rund 150 politisch interessierte und engagierte Frauen aus allen Regionen von Rheinland – Pfalz  diskutierten über Partei-, Verbands- und Mandatsgrenzen hinweg über Wege, wie mehr Frauen den Sprung in die Parlamente und Räte schaffen.
Die Arbeitsgemeinschaft der LandFrauenverbände Rheinland - Pfalz lud mit Unterstützung des  Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen zu Gesprächen und Diskussionen in den Landtag nach Mainz ein. Im Vorfeld der nächsten Kommunalwahlen wollen die LandFrauenverbände Frauen ermutigen, sich aktiv in die Politik ihrer Gemeinden einzubringen. Parteien werden aufgefordert, mehr Frauen auf aussichtsreichen Listenplätzen zu platzieren. Männer und Frauen sind aufgerufen, gezielt Frauen in die Räte zu wählen. "Ohne Frauen ist kein Staat zu machen!" betonen die Präsidentinnen der Landes-LandFrauenverbände Ilse Wambsganß, Pfalz, Christa Klaß, MdEP, Rheinland-Nassau, und die Landesvorsitzende Silvia Zöller, Rheinhessen. "Maßstab für den Anteil an Frauen in Parlamenten, Räten und Gremien muss ihr Anteil an der Gesellschaft sein! Nur durch gemeinsame Politik von Frauen und Männern werden alle Lebensbereiche berücksichtigt." Insbesondere in den Kommunalparlamenten sind Frauen unterrepräsentiert. Frauenministerin Irene Alt stellte fest, dass zu wenige Kandidatinnen auf den Listen stehen und dazu häufig auf den hinteren Listenplätzen zu finden sind. "Mit unserer Kampagne 'Wählt die Frauen nach vorne!'  wollen wir bewirken, dass der Anteil von Frauen in den Kommunalparlamenten von derzeit 16,8% deutlich ansteigt", so die Ministerin. 
Erfahrungen und Tipps von Politikerinnen 
Dr. Daniela Engelhardt, SWR, moderierte den FrauenLandtag. In den Gesprächsrunden bezog sie die Teilnehmerinnen aktiv in die lebhaften Diskussionen ein. "Frauen bringen andere Sichtweisen in die Politik ein, und zwar in alle Bereiche", so Hannelore Klamm, Vizepräsidentin des Landtags. Silvia Zöller, Vorsitzende des Land Frauen Verbandes Rheinhessen, hat beobachtet, dass die meist männlich geprägten Strukturen es Frauen erschweren, sich politisch zu engagieren. "Motivierend ist es, auf ein Netzwerk von Frauen zurück greifen zu können und im positiven Sinne zu nutzen." Für Ilse Wambsganß, Präsidentin des LandFrauenverbandes Pfalz, besteht ein Unterschied zwischen Gremien- und politischer Arbeit bei der Arbeitsweise. "Ich vermisse politische Diskussionen um der Sache willen. Wir müssen uns den Zielen widmen und nicht der Parteipolitik!" Im europäischen Parlament sind Frauen in allen Ausschüssen vertreten. "Das ist wichtig, weil damit in allen Ausschüssen auch die Belange der Frauen berücksichtigt werden",  so Christa Klaß, MdEP, Präsidentin des LandFrauenverbandes Rheinland-Nassau. "Frauen in der Politik sind sehr zielgerichtet unterwegs. Ihre freie Zeit ist knapper."
Fünf Politikerinnen aus der Kommunalpolitik gaben ihre Erfahrungen und Tipps weiter. Ursula Braunewell, stellvertretende Landesvorsitzende im Land Frauen Verband Rheinhessen, ist Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Essenheim. "Ich habe als Mentee von den Erfahrungen meiner Mentorin sehr profitiert. Ich empfehle jeder Interessierten, dieses frauenpolitische  Netzwerk zu nutzen!" lautet ihr Rat. Rita Lanius-Heck, Vizepräsidentin des LandFrauenverbandes Rheinland-Nassau, ist Mitglied im Kreistag Rhein-Hunsrück. "Ich habe die Erfahrung gemacht, von einem hinteren Listenplatz weit nach vorne gewählt zu werden." Irmgard Schreiber, Ortsbürgermeisterin im pfälzischen Oberhausen, ist durch Mehrheitswahl in den Gemeinderat gekommen. Sie ermutigt Frauen, sich bei den Wahlen aufstellen zu lassen. "Man wächst in die Aufgabe hinein, auch die Anderen kochen nur mit Wasser!" Andrea Schneider, im Ortsgemeinderat und Kuseler Kreistag  aktiv, hat sich aufstellen lassen, um selbst etwas zu bewirken. "Ich empfinde bei der politischen Arbeit Zufriedenheit, weil ich etwas bewege!" Sandra Schimper gehört dem Gemeinderat in Osann-Monzel an und ist Mentee. "Ich will etwas gestalten. Das frauenpolitische Netzwerk hat mir sehr geholfen bei der Einarbeitung!"
In der dritten Gesprächsrunde stellten sich drei Abgeordnete der rheinland-pfälzischen   Landtagsfraktionen den Fragen. Anne Spiegel, stellv. Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, gab einen Einblick in die Grundsätze ihrer Partei bezüglich der Gleichberechtigung. "Wir arbeiten auf Augenhöhe miteinander. Durch die große Anzahl von weiblichen Abgeordneten können wir ganz selbstverständlich Frauenthemen auf die Tagesordnung bringen." Barbara Schleicher-Rothmund,  SPD, beobachtet einen anderen Kommunikationsstil von Frauen. "Die Rhetorik von Frauen ist gemeinschaftsschaffend. Frauen legen Wert darauf, möglichst Viele mitzunehmen." Hedi Thelen, CDU, weiß, dass das Quorum für Frauen nicht immer beliebt ist. Trotz Quorum macht sie die Erfahrung:  "Je ländlicher die Gebiete, desto schwieriger ist es, Frauen für die Listen zu gewinnen."
Ohne Quote oder Quorum geht es nicht
Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass es ohne Quote oder Quorum noch weniger Frauen in den Parlamenten und Räten gäbe. Zudem wird eine Quotierung für die Besetzung aller Ausschüssen als wichtig angesehen. "Die Quote allein reicht aber nicht aus", so eine Teilnehmerin. "Die Frauen müssen sich mit ihrem politischen Engagement einbringen. Häufig empfinden Frauen die Politik als zu schwerfällig und zu wenig ergebnisorientiert. In kleinen Gemeinden packen Frauen lieber direkt an und engagieren sich außerhalb der Räte für ihre Dörfer."  Alle Politikerinnen warben dafür, dass sich mehr Frauen in der Politik engagieren. "Oft steht man allein und es kommen keine Mehrheiten für unsere Themen zusammen", so die Erfahrung der Politikerinnen. Je mehr Frauen in den Räten sind, desto eher gelangen auch die Themen auf die Tagesordnung, die eher von Frauen als von Männern für wichtig erachtet werden. Lebenslauf und Tagesablauf von Frauen unterscheiden sich stark von denen der Männer. Die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen sind eng verknüpft mit den Möglichkeiten, Kindertagesstätten in Anspruch zu nehmen und Pflegedienste zu nutzen. Auch die Sichtweise auf Verkehrswege und die Nutzung öffentlicher Räume ist eine andere. Jede Entscheidung in den Gemeinderäten wird letztendlich vor dem Hintergrund der eigenen persönlichen Lebenserfahrung getroffen.
LandFrauenverbände fordern gleichberechtigte Teilhabe von Frauen
Zum Abschluss übergaben die Präsidentinnen und Vorsitzende der LandFrauenverbände die Forderungen der LandFrauen an Ministerin Alt und die Vertreterinnen der politischen Parteien im Landtag. "Wir fordern die Gleichstellung von Frauen in der Politik, bei Einkommen und sozialer Absicherung. Wir wollen die Dörfer in Rheinland-Pfalz lebendig und zukunftsfähig erhalten. Familien, junge und alte Menschen sollen auch auf dem Land leben und arbeiten können. Dazu müssen grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein. Lesen Sie unsere Forderungen und tragen Sie zur Umsetzung bei!" appellieren die LandFrauen an die Politikerinnen.
Zwischen den fachlichen Beiträgen und Diskussionen brachte die A-cappella-Gruppe 'Lousder Mo' das Thema Frauen humorvoll in den FrauenLandtag ein. Im Anschluss an die Veranstaltung nutzten viele Frauen die Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen in der Lobby des Landtags.

Die Forderungen der LandFrauenverbände können Sie<media 95424 - - "TEXT, 13-Forderungen-Internet, 13-Forderungen-Internet.pdf, 231 KB"> hier als pdf-Datei herunterladen</media>.

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