Fleischrinderhaltung in Rheinland-Pfalz rückläufig

Die Zahl der in Rheinland-Pfalz gehaltenen Ammen- und Mutterkühe geht leicht zurück, ebenso die Zahl der mutterkuhhaltenden Betriebe.

Die Situation auf den Märkten stellt sich – auch in Folge des knapperen Angebotes – weiterhin erfreulich dar. Der Markt beim Schlachtvieh ist verhältnismäßig stabil auf einem hohen Preisniveau. Die besseren Erlöse werden allerdings von den massiv gestiegenen Produktionskosten aufgefressen.

Mutterkuhhaltung

Der Rückgang bei den Mutterkühen hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Nicht nur kleine Betriebe beenden die Produktion, zum Teil weil kein Nachfolger da ist oder auch weil der enorme Verwaltungsaufwand die Erlöse deutlich schmälert. Auch größere Betriebe haben ihre Bestände reduziert, da sie die Tierzahl nicht mehr für die Prämienzahlung benötigen. Da Mutterkuhhaltung vielfach im Nebenerwerb betrieben wird, spielen arbeitswirtschaftliche Aspekte eine große Rolle.

In Produktion und Vermarktung ist ein zunehmendes Qualitätsbewusstsein festzustellen. Die Erkenntnis, daß nur gute Qualität einen ansprechenden Preis erzielt und nicht allein die Masse das Einkommen sichert, setzt sich durch.

Die Produktion aus der Mutterkuhhaltung findet im Wesentlichen drei Absatzwege: Selbstvermarktung von männlichen und weiblichen Mastendprodukten sowie Absetzern über alle Rassen hinweg, Vermarktung von Absetzern der Intensivrassen über Handel und landwirtschaftliche Organisationen, Zuchttiervermarktung aller Rassen über Auktionen und Ab-Hof.

Im Beratungsring Rindfleischerzeugung Kaiserslautern und im Rindermastkontrollring sind 320 Erzeuger mit rund 3.400 Mutterkühen und rund 10.000 überwiegend männlichen Mastrindern organisiert. Seit mehr als 20 Jahren sind die Ringe bei der Beschaffung von Kälbern, Fressern und Absetzern für die spezialisierten Mastbetriebe aktiv. Durch die Absetzerbörse „von Bauer zu Bauer“ werden ca. 2.000 männliche und weibliche Absetzer pro Jahr vermittelt.

Vermarktung

Die im Fleischrinder-Herdbuch Bonn organisierten Betriebe haben die Möglichkeit, ihre Absetzer und Reinzuchtbullen regelmäßig auf den Auktionen in Krefeld und Meschede zu vermarkten. Die Tabellen 1 und 2 geben Aufschluss über die Auktionserlöse in den vergangenen Jahren.

Die Preissituation bei den Absetzern war mit wenigen Ausnahmen das ganze Jahr über von guter Nachfrage mit akzeptablen Preisen geprägt. Dabei ist aber ein steigendes Qualitätsbewusstsein sehr deutlich geworden. Weniger gute Qualität muss einen Preisabschlag hinnehmen.

JahrGeschlachtAuftrieb Stückverkauft StückØ-Gewicht kgPreis €/kg
2000ml.3.1233.107277,42,58
wbl.1.3801.346264,31,75
2001ml.2.4092.398278,92,03
wbl.9569452721,39
2002ml.2.9902.985276,92,5
wbl.1.3131.288276,11,6
2003ml.3.2843.282279,72,61
wbl.1.3121.312267,31,7
2004ml.3.9163.916282,62,49
wbl.1.7191.719276,51,77
2005ml.3.8433.8432922,45
wbl.1.7271.7272811,95
2006ml.3.4273.427293,92,55
wbl.1.4341.434289,61,97
2007ml.3.6963.696286,42,47
wbl.1.4531.453274,51,83
2008ml.3.7613.761284,22,52
wbl.1.7321.732278,51,78
2009ml.4.0664.066289,262,58
wbl.1.6921.692280,361,83
2010ml.3.9743.974291,152,66
wbl.1.8851.885288,581,83
2011ml.4.0514.051294,382,8
wbl.1.8921.892289,341,95
2012ml.4.1074.107293,883,27
wbl.1.8101.810289,792,18

Quelle: Fleischrinder-Herdbuch Bonn e.V.

Die Zahl der über Auktion verkauften Absetzer ist in etwa stabil geblieben. Mit 3,27 €/kg wurde das Vorjahresniveau im Preis nochmals deutlich übertroffen. Auch die weiblichen Absetzer haben sich im Preis wieder verbessert und liegen mit 2,18 €/kg deutlich über den gewünschten 2,00 €/kg. Die Mutterkuhhalter sehen die ordentliche Vermarktungssituation mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Für ihre Kunden, vornehmlich spezialisierte Mastbetriebe, sind diese Absetzerpreise kaum zu erwirtschaften.

CharolaisLimousin
StückØ Preis €/TierStückØ Preis €/Tier
2000711.943651.969
2001291.819381.820
2002441.861451.845
2003671.833612.158
2004461.725581.992
2005682.065612.320
2006402.043522.354
2007392.153522.534
2008512.157492.680
2009382.253502.528
2010342.179492.532
2011362.250522.725
2012192.463352.942

Quelle: Fleischrinder-Herdbuch Bonn e.V.

Die Zuchtrindervermarktung wird überwiegend von Stall zu Stall abgewickelt. Über die Rassen hinweg war die Nachfrage in 2012 geringer. Bei zurückgehenden Betrieben wird auch der Bedarf an Zuchttieren im Inland überschaubar bleiben.

Bei den Deckbullen konnten insgesamt gute Preise erzielt werden. Grundsätzlich ist festzu-stellen, dass das Qualitätsbewusstsein der Mastbetriebe gestiegen ist, die Ergebnisse der Absetzerauktionen sprechen hier eine deutliche Sprache. Bekannt ist auch, dass man für eine gute Absetzerqualität einen guten Deckbullen benötigt, von der für die Bestandsergänzung erforderlichen weiblichen Nachzucht ganz zu schweigen. Die notwendige Sicherheit erhält man mit Reinzuchtbullen, die sich über ihre dokumentierte Abstammung und Leistungsinformation legitimieren.

Einheitliche Absetzergruppen, die die Mastbetriebe hinsichtlich Rasse oder Kreuzung, Alter und Gewicht überzeugen sind der beste Garant für eine erfolgreiche Vermarktung in der Mutterkuhhaltung.

Bezüglich der Preissituation ist auf dem Bullenmarkt aber nicht zu verkennen, dass die Auktion eigenleistungsgeprüfter Bullen im Januar sowohl im Preis als auch bei der Stückzahl den Markt bestimmt.

Die vorhandenen Absatzmöglichkeiten über landwirtschaftliche Organisationen mit transparenter und nachvollziehbarer Preisbildung werden von den rheinland-pfälzischen Absetzer-produzenten nach wie vor zu wenig genutzt. Dieses Fazit muss man ziehen, wenn man die Zahl der Mutterkühe und die Zahl der vermarkteten Absetzer pro Jahr gegenüberstellt. Auch wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der Tiere durch feste Handelsbeziehungen zwischen Mutterkuhhalter und Mäster oder nach der Mast im eigenen Bestand vermarktet wird, ist immer noch ein großes Potential gegeben, das ungenutzt bleibt.

Gertrud Werner, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz