Ernährungsreport 2020 „Deutschland, wie es isst“

Im Auftrag der Bundesregierung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa eine Umfrage zum „Ernährungsreport 2020“ erstellt, um wichtige Trends im Ernährungsverhalten der Bundesbürger aufzuzeigen. Das liefert wertvolle Erkenntnisse auch für die Direkt- und Regionalvermarktung.

Befragt wurden 1000 Verbraucherinnen und Verbraucher im Zeitraum Dezember 2019 bis Januar 2020, ergänzt um eine Corona-veranlasste Zusatzbefragung im April 2020. 

Kernaussagen des Ernährungsreports 2020:

1.    Essenszubereitung: Lecker, gesund und schnell

Die Aspekte „lecker“ und „gesund“ sind für 98 bzw. 90% der Befragten wichtig. Bei der Zubereitung gibt es je nach Lebenssituation, Geschlecht und Alter Unterschiede. Für 63% der Alleinlebenden, 57% der Frauen bzw. 47% der Männern 47% soll dies einfach und schnell gehen.
In der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre achten 48% vorrangig auf den Preis, bei den 45- bis 59-Jährigen sind es nur 24%.

2.    Kochen – aber gern!

Kochen ist wieder beliebter geworden. 39% kochen eigentlich täglich, 40% zwei- bis dreimal wöchentlich. 9% stehen nie in der Küche. Corona- und Homeoffice-bedingt wird wieder häufiger gemeinsam gegessen. 73% der Deutschen sagen, dass sie grundsätzlich gerne kochen, quer durch alle Altersgruppen und unabhängig von Haushaltsgröße und Geschlecht.

3.    Bunte Vielfalt auf den Tellern

Am beliebtesten sind Obst und Gemüse, die von 70% der Befragten täglich konsumiert werden, gefolgt von Milch und Milchprodukten mit 64%. Der Fleischkonsum nimmt weiter stetig ab, nicht nur bei Frauen. Inzwischen verzichten auch immer mehr Männern auf einen täglichen Fleischkonsum. Noch 26% der Befragten essen täglich Fleisch oder Wurst (2015 waren es 34%).

4.    Vegetarisch und Vegan

Bei 5% aller Befragten gibt es täglich pflanzliche Alternativen zu Milch, Joghurt und Käse. Die Gründe dafür sind vielfältig: 75% sind neugierig auf vegetarische und vegane Produkte, 48% nennen Tierwohlgründe, für 43% ist es der Geschmack, gefolgt von Klima- (41%) und Gesundheitsgründen (37%).

Besonders aufgeschlossen für „Vegan“ und „Vegetarisch“ sind die Altersgruppen 14 bis 29 Jahre (61%), 30 bis 44 Jahre (64%) sowie Haushalte mit Kindern (58%). Als Flexitarier mit einem bewussten Fleischverzicht stufen sich 55% der Befragten ein.

5.    Siegel werden wichtiger

50% der Befragten achten beim Einkauf von Lebensmitteln auf Siegel, meist Bio. „Aus fairem Handel“ oder Siegel zum Tierwohl werden wichtiger. Insgesamt hat das Vertrauen in unsere Lebensmittel abgenommen. 17% halten sie für „voll und ganz“ sicher, 57% für „eher“. Für „eher nicht“ sprechen sich 21% der Befragten aus, 4% haben kein Vertrauen mehr in unsere Lebensmittel.

6.    Was beim Einkauf wichtig ist

Geschmack ist das Auswahlkriterium Nr. 1 beim Einkauf von Lebensmitteln (95% der Befragten), gefolgt von regionaler Herkunft (83%), Produktinformationen (54%) und Inspirationen beim Einkauf (55%). Weitere Kriterien sind Preis (46%), Marken (35%) und neue Produkte (25%).

7.    Am liebsten regional

Der Trend hin zu regionalen und saisonalen Produkten hat sich gefestigt und durch Corona weiter verstärkt. Auch für Jugendliche und junge Erwachsene wird „regional“ immer wichtiger. Seit 2016 hat sich der Anteil an Verbrauchern, für die dieser Aspekt wichtig oder sehr wichtig ist, von 73 auf 83% erhöht.

8.    Was auf die Verpackung soll

       Von den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben interessieren vor allem Herkunft (85% der Befragten), Zutaten (83%) und das Mindesthaltbarkeitsdatum (81%). Darüber hinaus sind freiwillige Angaben zu Haltungs- und fairen Produktionsbedingungen sowie Gentechnikfreiheit zunehmend gewünscht.

9.    Zu gut für die Tonne!

Jährlich werden in Deutschland 12 Mio. Tonnen Lebensmittel vernichtet. Mit 52% entfällt der größte Anteil auf private Haushalte, 22% entfallen auf die Lebensmittelverarbeitung und den Handel,  14% auf die Außer-Haus-Verpflegung und 12% auf die Primärproduktion.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum spielt als Wegwerfgrund beim Verbraucher inzwischen eine geringe Rolle. 91% der Befragten verzehren auch Produkte mit abgelaufenem MHD nach vorheriger sensorischer Prüfung. Nur 4% entsorgen diese direkt im Müll.

10.  Es darf auch weniger Zucker sein

56% der Befragten achten bei Fertigprodukten vor allem Zucker, 43% auf Fett und 25% auf Salz. Ein sehr hoher Anteil (86%) spricht sich für einen reduzierten Zuckerzusatz aus, ohne diesen durch künstliche Süßstoffe zu ersetzen. 

Wichtige Erkenntnisse für die Direktvermarktung

►   Dass Produkte von Direktvermarktern lecker und gesund sind, steht außer Frage. Oft fehlt es an Ideen und Rezepten für eine schnelle und einfache Zubereitung. Zudem wird in Zeiten von Homeoffice und Corona mehr gekocht. Helfen Sie Ihren Kunden.

►   Obst und Gemüse sind sehr beliebt. Durch eine größere Sortenvielfalt, abweichend vom „Standardsortiment“ des Handels, machen Sie den Einkauf attraktiver. Machen Sie sich beim Kunden für einen Spezialisten für Ihre Produkte.

►   Stellen Sie als Fleischvermarkter noch stärker als bisher Informationen zu Haltung, Rasse und Qualität heraus. Nutzen Sie dies, um sich zu profilieren. Damit sprechen Sie als mögliche Neukunden vor allem auch Flexitarier an, eine inzwischen große und meist kaufkräftige Verbraucherschicht.

►   Lebensmittel haben im Handel an Vertrauen verloren. Dies dürfte Direktvermarktern in die Karten spielen. Wie in keiner anderen Einkaufsstätte können Sie Einblicke in die Erzeugung Ihrer Produkte direkt vom Hof gewähren. Hierdurch baut sich ein Vertrauensverhältnis des Kunden zu Ihnen auf.

►   Deklarieren Sie die Produkte im Hofladen so, dass der Kunde eigene und zugekaufte Produkte gut erkennen kann. Einige Hofläden nutzen beispielsweise Preisschilder unterschiedlicher Farbe. Oder Sie verwenden Betriebsportraits und Foto, um über die Herkunft der Produkte direkt oder indirekt zu informieren. Auch darüber wird Vertrauen aufgebaut.

►   Für einige Betriebe bieten sich Selbsternteangebote an. Der Verbraucher nimmt diese sehr gerne an. Hier spielt auch der Eventcharakter eine wichtige Rolle.

►   Je nach Betrieb ist es möglich, aus den eigenen Produkten auch hochwertige Verarbeitungsprodukte anzubieten. Stellen Sie deren handwerkliche Herstellung heraus und verzichten Sie so weit als möglich auf Zusatzstoffe. Hierüber lassen sich auch Produkte gut verwerten, so dass Verluste auf ein Minimum reduziert werden.

►   Durch einen Produktaustausch unter Direktvermarkterkollegen und entsprechender Angabe des Erzeugers kann dem zunehmenden Wunsch des Verbrauchers nach Regionalität vertrauensvoll begegnet werden. Der Handel versucht zwar auch, die Regionalschiene zu bedienen. Direktvermarkter können dies jedoch sehr viel authentischer und ehrlicher. Nutzen Sie diese Chance. 

Weitere Informationen zum Ernährungsreport 2020 finden Sie hier: www.bmel.de/ernaehrungsreport2020.html