Düngeverordnung, Wegenetz und eine Kulturpflanze in der Krise

Mit der Begrüßung der Ausschussmitglieder, Referenten und Gäste eröffnet Adolf Dahlem, Vorsitzender des Ausschusses Pflanzenbau und Nachwachsende Rohstoffe der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die erste Arbeitssitzung des Ausschusses in der laufenden Wahlperiode in der FH Bingen.

Geprägt sei, so Dahlem weiter, der bisherige Vegetationsverlauf von zwar regional differenzierten, in der Summe aber doch erheblichen Auswinterungsschäden bei Raps, Winterweizen und Wintergerste. Etwas entschärft werde die Situation durch die derzeit recht gute Entwicklung der nicht geschädigten Winterungen und der Sommerungen, wobei der weitere Vegetationsverlauf über Menge und Qualität der Ernte entscheide.

Die Informationen von Gisela Horix, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, zu den teilweise aus Vorgaben der EU zu erwartenden Änderungen bei der Düngeverordnung mit Auswirkungen auf die Nährstoffbedarfsermittlung, die Abstandsauflagen zu Gewässern, die unvermeidbaren N-Überschüsse, die Sperr- und Einarbeitungsfristen und die Strohdüngung wurden von den Ausschussmitgliedern sehr kritisch hinterfragt. Neuregelungen seien auch zu erwarten bei der Wirtschaftsdüngerverbringungs-Verordnung, den Landschaftselementen, den Feuchtgebieten bis hin zur Ausgestaltung des Greenings. In der Diskussion konnte nicht abschließend geklärt werden, wie der Berufsstand zur Entschärfung der administrativen Vorgaben und deren praxisnahen Umsetzung beitragen kann.

Die Erarbeitung von Beratungsempfehlungen steht letztendlich im Mittelpunkt des Projektes Wasserschutz mit Leitbetrieben über dessen Ziele, Konzeption und bisherigen Ergebnisse Andrea Hanse, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach, die Ausschussmitglieder informierte. Die Datenbasis zum Projekt wird in Praxisversuchen zu Mais, Weizen, Raps, Kartoffeln und Zwischenfrüchten auf 19 Leitbetrieben in verschiedenen Regionen erarbeitet. Konkret untersucht werden beim Winterweizen die Auswirkungen einer reduzierten Stickstoffdüngung, der Injektionsdüngung, des Einsatzes von Kompost und des Zwischenfruchtanbaues auf den Ertrag, die Wirtschaftlichkeit und den N-Saldo im Vergleich zur betriebsüblichen Düngung. Beim Raps stehen unter dieser Prämisse die reduzierte Stickstoffdüngung, der Einsatz stabilisierter Stickstoffdünger, die organische Düngung sowie die Frässaat und bei den Kartoffeln die reduzierte Stickstoffdüngung im Fokus der Betrachtung. Abgerundet wird das Programm beim Mais durch eine reduzierte Gärrestdüngung, den Einsatz von Nitrifikationshemmstoffen und Untersaaten sowie dem Zwischenfruchtanbau vor der Kultur. Erste Ergebnisse zeigen, dass Weizen und Kartoffeln aufgrund der niedrigen N-Salden unkritisch sind und der Raps teilweise hohe N-Salden hinterlässt, beim Mais die N-Gaben in einigen Fällen ertragsneutral reduziert werden können und Zwischenfrüchte nicht zu Ertragsverlusten in der Folgefrucht führen. Für weitergehende Informationen wird auf die Artikel Wasserschutz mit Leitbetrieben Teil 1 und 2 in der Rheinischen Bauernzeitung verwiesen. Zur Absicherung der Ergebnisse der doch sehr differenzierten Versuche muss das Projekt fortgeführt werden. Dies auch vor dem Hintergrund der Bedeutung der Ergebnisse für die Sensibilisierung der Landwirte für Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers, aber auch die Würdigung der Leistungen der Landwirtschaft in diesem Bereich durch die Gesellschaft.

Mit großem Interesse verfolgt wurden die Ausführungen von Thomas Mitschang, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach, zu den neuen Anforderungen an ländliche Infrastrukturen. Eingangs stellte er fest, dass die in der Vergangenheit gebauten gemarkungsbezogene Wege hinsichtlich der Wegeführung, Dichte, und Ausbaubreite überholt seien. Notwendig sei in der Zukunft ein gemarkungsübergreifendes Wegenetz, das in Tragfähigkeit und Breite der Wege den modernen Anforderungen entspreche. Dabei müsse die attraktive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Sensibilisierung der Gemeinden für die Herstellung und Unterhaltung des Wegenetzes, neue Wege der Finanzierung, Lösungen für Nutzungskonflikte und der Kompromiss zwischen landwirtschaftlichen und ökologischen Zielen bedacht werden. Lösungsansätze werden dabei unter anderem in interkommunalen Finanzierungsmodellen der Anpassung der Richtlinien für den ländlichen Wegebau hinsichtlich Ausbaubreiten und Tragfähigkeit, der Anpassung von Förderbedingungen und Fördermittel für den Wegebau innerhalb und außerhalb von Flurbereinigungen und der Entwicklung von Nutzerfinanzierungsmodellen gesehen. Ein erster Schritt zur Umsetzung dieser Vorgaben in die Erarbeitung eines landesweiten Entwurfes für ein zukunftsorientiertes Verbindungswegenetz. Es soll unter Einbeziehung der Landwirtschaftskammer, der Bauernverbände und Gemeinden nach neuen landwirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant, Durchgängigkeit herstellen, Rechtssicherheit bringen, enge Ortsdurchfahrten umgehen, das klassifizierte Straßennetz einbinden und die Umfahrung stark frequentierten Bundesstraßen ermöglichen. Insgesamt, so Thomas Mitschang, soll das Wegenetz der Zukunft von Kooperation, Interkommunalität, Nachhaltigkeit und Priorisierung geprägt sein. Im Anschluss an das Referat wurde die Absicht, das landwirtschaftliche Wegenetz in Rheinland-Pfalz neu auszurichten, sehr begrüßt, aber auch die Nutzerbeteiligung an der Finanzierung von Bau und Unterhaltung, der interkommunale Ausbau sowie die multifunktionale Nutzung angeregt und kontrovers diskutiert sowie die Kürzung der Mittel kritisiert.

Wertvolle Informationen, aber auch Argumentationshilfen für den gesellschaftlichen Dialog erwarteten die Ausschussmitglieder vom Referat von Prof. Dr. Jan Petersen, FH Bingen, zum Mais, einer Kulturpflanze in der Krise. Hier stellte Prof Petersen zunächst fest, dass die Kultur, die in einigen Regionen Deutschlands schon 1999 als Körner- oder Silomais auf über 30 Prozent der Ackerfläche angebaut wurde, erst seit der Nutzung als Biogassubstrat in die Kritik geraten sei. Diskutiert würden in Verbindung mit Mais vor allem die Erosionsgefahr, die hohe Dünge- und Pflanzenschutzintensität, die geringe Biodiversität, die negative Humusbilanz und der landschaftsprägende Charakter. Alles Argumente, die als Altlasten aus den der Vergangenheit angehörenden Anbaumethoden resultierten, aber nicht ursächlich der Kultur anzulasten seien und mit modernen Anbaumethoden entkräftet sowie teilweise widerlegt werden könnten. So könnten Engsaaten, Mulchsaaten, Untersaaten, Zweitfruchtsystem und reduzierte Bodenbearbeitung der Erosion entgegenwirken. Fakt sei auch, dass der Mais als C4-Pflanze eine hohe Wasser- und Nährstoffeffizienz besitze und die Humusbilanz durch die Rückführung von Gärrest stabilisiert werden könne. Mit steigendem Anteil von Mais in der Fruchtfolge gehe zudem der Einsatz von Herbiziden, Wachstumsregulatoren und Fungiziden zurück. Dies bedeute allerdings nicht, dass man die Entwicklung bei Fusarium oder etwa beim Maiswurzelbohrer außer Acht lassen dürfe. Angemerkt werden müsse wohl auch, dass der Mais keine geringere Biodiversität habe als andere Früchte, vielmehr hänge die Biodiversität von der Kulturartenvielfalt ab. Insgesamt, so Prof. Dr. Petersen, sei der Mais eine Pflanze mit hoher Flächeneffizienz, die bei einem Anteil von unter 25 Prozent an der Ackerfläche und geordneter Fruchtfolge unproblematisch sei und auf die nicht verzichtet werden dürfe. Blühstreifen und der Anbau von Mischkulturen könnten allerdings die Akzeptanz verbessern.

Im Anschluss an die Sitzung, die wertvolle Informationen lieferte und neue Erkenntnisse vermittelte, stellte Prof. Petersen praktische Versuche der FH Bingen zu Resistenzen bei Ackerfuchsschwanz und Anbauversuche zu Sojabohnen und Durchwachsende Silphie vor. Diese Versuche liefern Daten zum Ertragspotential der Kulturen in der Region sowie wertvolle Informationen zur Bestandesführung.

Manfred Schnorbach, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz