Grußwort zum Jahreswechsel

Liebe Landwirte, Winzer, Gärtner, Forstleute, Landfrauen und Landjugendliche,

das Jahr 2016 geht zu Ende und wir freuen uns auf die Feiertage zu Weihnachten und Neujahr. Diese Tage geben uns stets Anlass für einen besinnlichen Rückblick auf die Ereignisse in der Familie und im Betrieb. Auch dieses Jahr war geprägt von Höhen und Tiefen, die ich Revue passieren lassen möchte.

Der Vegetationsverlauf war sehr durchwachsen. Die Winterungen sind beim Getreide gut ins Frühjahr gekommen und die Bestellung der Sommerungen konnte früh und ohne Witterungsprobleme erfolgen. Während im vorausgegangenen Jahr Trockenheit und hohe Temperaturen Sorgen bereiteten, verursachten dann in 2016 die ab April einsetzenden Unwetter und der Dauerregen sowie die milden Temperaturen teils massive Schäden durch überflutete Felder. Besonders stark betroffen waren die Obst- und Gemüseanbauer. Ein hoher Infektions- und Schädlingsdruck machten unweigerlich und unvermeidbar einen intensiven Pflanzenschutz notwendig. Dieses Jahr steht exemplarisch für die Erkenntnis, dass ohne Pflanzenschutz auch bei uns Missernten eintreten können. Nur ein gezielter und wiederholter Einsatz von Fungiziden verhinderte einen Totalausfall beim Getreide. Das Pflanzenschutzproblem betrifft den konventionellen wie auch den ökologischen Landbau gleichermaßen. Die Ernteergebnisse lagen schließlich sowohl in der Menge als auch in der Qualität unter dem Durchschnitt. 

Auch im Weinbau begann die neue Vegetationsperiode ohne Winter- oder Spätfrostschäden. Infolge der permanenten Niederschläge gerieten die Winzerbetriebe allerdings unter enormen Druck, was rechtzeitigen und wirksamen Pflanzenschutz anging. Die Erwartungen in den Winzerbetrieben für den Jahrgang 2016 waren folglich gemischt. Nicht wenige Betriebe haben aufgrund des hohen Krankheitsbefalls, verursacht durch den Falschen Mehltau, starke Ausfälle zu beklagen. Besonders der ökologischen Weinbau kam in Konflikt mit seinen eigenen Grundsätzen beim Pflanzenschutz. Wer einen gezielten und intensiven Pflanzenschutz praktiziert hat, konnte hingegen am Schluss doch noch eine recht gute Traubenernte einfahren. Das ideale Wetter zur Reife- und Erntezeit entschädigte etwas für den Stress im Frühsommer und sorgte dafür, dass sich die Kirschessigfliege nicht in dem befürchteten Maß ausbreitete. Auch wenn die Gefahr in 2016 eingedämmt werden konnte, bleibt die Bekämpfung der Kirschessigfliege eine Herausforderung für die Forschung. 

Auch die Tierhalter und Milcherzeuger haben erneut ein schwieriges Jahr hinter sich. So blieben die Preise für Rind- und Schweinefleisch auch 2016 deutlich unter den Vorjahren. Die Auszahlungspreise für die Milch verharrten weiter im Tief und damit weit unter den Gestehungskosten. Erst jetzt gegen Ende des Jahres keimt aufgrund einer leichten Preiserholung langsam Hoffnung auf eine Trendwende auf. 

Die Preismisere schlug sich erwartungsgemäß in der wirtschaftlichen Lage unserer Betriebe nieder. Das Wirtschaftsjahr 2015/2016 war das zweite Jahr in Folge mit nicht zufriedenstellenden Gewinnen in allen Sparten der Landwirtschaft. Weder im Ackerbau noch im Futterbau bzw. in der Veredelung konnten eine zufriedenstellende Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital erreicht werden. 

Auch die weinbaulich ausgerichteten Betriebe verzeichneten im letzten Wirtschaftsjahr leicht rückläufige Gewinne. Sie liegen jedoch erfreulicherweise noch über dem fünfjährigen Durchschnitt. Während Betriebe mit überwiegend Flaschenvermarktung ihre guten Vorjahresergebnisse halten bzw. leicht steigern konnten, litten jedoch Betriebe mit Schwerpunkt Fassweinvermarktung stark unter schlechten Preisen und mussten spürbare Gewinnrückgänge hinnehmen. 

Der Strukturwandel geht unaufhörlich weiter. In Rheinland-Pfalz gibt es noch rund 18.000 landwirtschaftliche Betriebe, das sind 9.000 Betriebe weniger als vor 10 Jahren. Dennoch bleibt die Landwirtschaft und der Weinbau mit einem Produktionswert von insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro ein bedeutsamer Wirtschaftszweig. Rund 90.500 Menschen haben hier einen Arbeitsplatz, nämlich etwa 33.000 Unternehmer und mithelfende Familienangehörige sowie rund 57.500 Arbeitnehmer und ein Vielfaches in den vor- und nachgelagerten Bereichen. 

Anlässlich der bevorstehenden besinnlichen Weihnachtsfeiertage möchte ich allen Beteiligten, den Kolleginnen und Kollegen im Ehrenamt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz für die hervorragende Zusammenarbeit des vergangenen Jahres herzlich danken. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich gesegnete Weihnachten und ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2017.

Ihr

Ökonomierat Norbert Schindler MdB

Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz