Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e. V.

Am 7. Februar 2017 fand die Mitgliederversammlung des Rinderzuchtvereins Westerwald e. V. in Winkelbach statt.

Der Vorsitzende Martin Schmidt, Hütte, freute sich über den zahlreichen Besuch der Mitglieder und Ehrengäste. Ein besonderer Gruß galt dem anwesenden Landrat des Westerwaldkreises Achim Schwickert. In seiner Begrüßung blickte Schmidt auf das vergangene Jahr zurück. Das Jahr 2016 war ein extrem schwieriges Jahr: Talfahrt bei den Milchpreisen. Deutliche Umsatzeinbußen im Zuchtrinderabsatz und Wetterkapriolen durch das feuchte Frühjahr und den trockenen Spätsommer sorgten zusätzlich für schlechtere Grundfutterqualitäten. Zudem wurde eine nicht akzeptable Stimmung gegen die heimische Landwirtschaft verbreitet. Nach einer anhaltenden und teils existenzgefährdenden Niedrigpreisphase ist die Situation auf den Betrieben im Westerwald sehr angespannt. Bei dem Grußwort von Landrat Achim Schwickert wurde schnell klar, dass die Spielräume für die Verwaltung und die Landwirte ständig enger werden. Es bestehe die Gefahr, dass die Landwirtschaft immer mehr fremdbestimmt wird. Von daher ist es an der Zeit, den Verbrauchern zu zeigen, wie die Landwirtschaft heute funktioniert  und wie hochwertige Nahrungsmittel in unserer Region erzeugt werden. Martin Schmidt bedankte sich herzlich beim Landrat für das Grußwort und auch bei der Verwaltung über die konstruktive Zusammenarbeit.

Im Geschäftsbericht ging der Geschäftsführer Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, auf die Entwicklung der Rinderhaltung im letzten Jahr ein. Die Mitgliederzahl bei den MLP- und den Herdbuchbetrieben hat sich in den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied und Westerwald um acht Betriebe verringert. Damit liegt der Rückgang in der Vereinigung bei knapp 5 %, im Land bei einem Minus von 7,8 %. Im Osten Deutschlands liegt man im Vergleich sogar bei einem Minus von über 10 % der MLP-Betriebe. Der Bundesdurchschnitt liegt bei einem Minus von 5,6 %. Die durchschnittliche Anzahl der kontrollierten MLP-Kühe im Westerwald ist dennoch leicht um 0,64 % auf 13.793 gestiegen. Jedoch ist die Kuhanzahl zum 30.09.2016 gegenüber dem Vorjahr um fast 1 % gefallen. In Rheinland-Pfalz ist die Anzahl der Kontrollkühe noch stärker gefallen, sogar auf -4,43 %. Gerade im Westerwaldkreis ist die MLP-Kontrolldichte zum 30.09.2016 auf 75,6 % gefallen. In der Vereinigung hat sich der Wert auf 83,49 % verringert. Im Schnitt werden im Westerwaldkreis mit 104 Kühen je Kontrollbetrieb die größten Herden in Rheinland-Pfalz kontrolliert. In den Kreisen Altenkirchen und Neuwied sind es im Schnitt etwas über 60 Kühe. Der Landesdurchschnitt liegt bei 74,5 Kontrollkühe je Betrieb. Die Leistung der Kontrollkühe in der Vereinigung liegt mit 7.891 kg Milch, 4,11 % Fett und 3,36 % Eiweiß und 589 kg Fett und Eiweiß, 383 kg Milch unter dem Landesdurchschnitt. Die höchste Herdendurchschnittsleistung wurde in dem auslaufenden Betrieb von Wilhelm Schiefen, Buchholz-Irmeroth, mit 10.389 kg Milch und den gewaltigen Inhaltstoffen von 4,71 % Fett und 3,78% Eiweiß mit 881 kg Fett und Eiweiß ermolken.

Die beste Einzelkuhleistung erzielte ebenfalls der Betrieb von Wilhelm Schiefen, Buchholz-Irmeroth, mit der Ruleto-Tochter Denise, die 14.026 kg Milch mit 4,86% Fett, 3,81% Eiweiß und 1.215 kg Fett und Eiweiß geleistet hat. Die meiste Milch mit 16.838 kg gab die Maske-Tochter Ohara von Büllesbach Holsteins GbR, Buchholz-Irmeroth. 51 Kühe haben in 2016 mehr als 1.000 kg Fett und Eiweiß geleistet.

Positiv, wie in der ganzen Milchrinderhaltung, hat sich die Anzahl der Dauerleistungskühe auf 26 entwickelt. Darunter waren 13 neue Kühe, die die magische Grenze von 100.000 kg Lebensleistung überschritten haben. Sechs Betriebe in der Vereinigung hatten ihre erste 100.000 kg Kuh im Bestand.

Im Rinderzuchtverein wurden vier Kühe mit dem Prädikat Excellent bewertet. Dabei steht die höchst- bewertete Kuh, die Darling-Tochter „Unesco“ in Buchholz-Irmeroth auf dem Betrieb Helmut Schmitz.

2016 fanden nur wenige Schauen statt. Die Fleischrinderzüchter waren die aktivsten Schaubeschicker. So war die Charolais-Zuchtstätte Thomas Bräuer, Wied, mit der Robin-Tochter Reine der erfolgreichste Beschicker mit zwei Ia Preisen und einem Rassesieg auf der Fleischrindernacht in Hamm und auf dem Beda-Markt in Bitburg. Auch die Glan-Rinder von Astrid Höwer, Siershahn, wurden auf dem Beda-Markt und sogar auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin erfolgreich präsentiert. Bei den Holsteinzüchtern war nur der Betrieb von Stephan Weyel, Stockhausen-Illfurth, mit zwei Färsen auf der RUW-Färsenschau in Bitburg und Laura und Mona Sommerfeld, Friesenhagen, waren auf dem RUW-Jungzüchtertag in Hamm vertreten.

Der Rinderzuchtverein hat in 2016 die Jungzüchterabende im Winter unterstützt. Höhepunkte waren wieder die gemeinsame Lehrfahrt mit der Züchtervereinigung Koblenz  nach Schleswig-Holstein und Dänemark und der gemütliche Sommertreff Ende Juni abends auf dem Betrieb Matthias Quiring in Rüscheid.

Bei den Auszeichnungen der 100.000 kg Kühe durch die RUW und den Rinderzuchtverein Westerwald standen elf Betriebe mit 13 100.000 kg Kühe zur Ehrung an. Aus der Hand des Kammervizepräsidenten Ökonomierat Heribert Metternich wurden zwei Zuchtbetriebe mit bronzenen Kammerpreismünzen ausgezeichnet. Dabei standen bei der Auswahl die Betriebe mit hohen Herdenleistungen und vor allem einer hohen Abgangslebensleistung im Mittelpunkt. So wurden die Betriebe Christoph Boermann, Niedererbach, und Stephan Weyel, Stockhausen-Illfurth, aufgrund hervorragender züchtertischer Leistungen geehrt.

Der Nachmittag der Veranstaltung stand im Mittelpunkt des Fachvortrags von Michael Dörr, Roßdorf, „Gewinner des CERES AWARD - Landwirt des Jahres 2016“, zum Thema: Wie nehme ich die Bevölkerung mit in meinen landwirtschaftlichen Betrieb. Mit diesem sehr kurzweiligen Vortrag stellten Herr und Frau Dörr ihren Milchviehbetrieb in der Nähe von Darmstadt vor. 1970 ist der Karlshof als Aussiedlung mit 15 Kühen und 15 ha Land gestartet. Schon 1970 hatte man aus Kostengründen auf die damals modernen Hochsilos verzichtet und in einen Boxenlaufstall mit Fahrsilos investiert. 1990 hatte der Betrieb bereits 90 Milchkühe und eine Leistung von 7.500 kg je Kuh. Michael Dörr machte eine dreijährige Fremdlehre in Betrieben mit Gemüsebau und Schweinehaltung. Er entschied sich nach der Technikerschule 1996 in den elterlichen Betrieb mit einzusteigen. Danach wurde der Stall auf 140 Kühe erweitert und alle Kühe wurden in dem Doppel-Vierer-Melkstand aus dem Jahr 1970 gemolken. Im Jahr 2000 begann der Betrieb die Tore für Schulklassen zu öffnen. Da alle Flächen an Wohngebiete angrenzen (7 km bis Darmstadt) und der Betrieb von der Bevölkerung gut einsehbar ist, hat sich Dörr dazu entschieden, die Geruchsbelastung durch den Bau einer Biogasanlage auf Güllebasis zu senken. 2002 wurde der Bestand auf 175 Kühe aufgestockt und es wurde in ein Melkkarussell investiert. 2011 wurde der Kuhstall für 300 Milchkühe erweitert. Zusätzlich wurden eine neue Kälberaufzuchtanlage und eine Kraftfuttermahl- und Mischanlage gebaut. Parallel wurde das alte Wohnhaus abgerissen und an gleicher Stelle ein neues errichtet. Schon 2013 besichtigten neben den tausend Schulkindern, rund 10.000 Besucher und 30 Besuchergruppen den Karlshof. Der Betrieb ist mittlerweile auf 320 Milchkühe mit über 11.000 kg Milch Jahresleistung und 32.000 kg Lebensleistung angekommen. Es werden 250 Jungtiere aufgezogen und es wird je nach Entwicklung ein Erstkalbealter von 22,5 Monaten angestrebt. Der Betrieb steht jedem Besucher ab 5:00 Uhr morgens bis 22:00 Uhr abends offen. Dörrs Ziel ist es, den Verbrauchern und den Schülern einen funktionierenden landwirtschaftlichen Betrieb näherzubringen. Die Bevölkerung soll Spaß und Freude daran haben, wenn der Betrieb sich entwickelt, modernisiert und wächst. Das gesamte Umfeld soll das Gefühl haben, dass der Betrieb dazugehört und sich nicht zu einem Fremdkörper entwickelt.

Wie wurde dies verwirklicht? 2000 durch einen Bauernhof als Klassenzimmer, 2003 die erste geruchsneutrale Gülle aus der Biogasanlage, die gut bei den Verbrauchern ankam, 2004 wurde ein Hoffest mit 140 Helfern und 8.000 Besuchern veranstaltet. Ebenfalls wurde 2004 ein Rohmilchautomat installiert, der die Eintrittskarte zum Karlshof war. Ein Imagewandel trat ein als auf dem Hof 2005 der Milchshakeautomat aufgestellt wurde. Der Bauer mit dem Güllefass wurde zum Bauer mit den coolen Milchshakes. Seitdem kommt regelmäßig die Presse, um über den Betrieb zu berichten. 2006 wurde ein Arbeitskraft auf 450 € Basis für die Führungen der Schulklassen auf dem Betrieb eingestellt. Für jede Führung wird pro Schulkind 7 € verlangt. Seit 2009 sind 40 Infotafeln vom „Karlshof-Pfad“ für die Besucher auf dem Betrieb aufgestellt. 2015 ist der Betrieb mit dem zweiten Platz des hessischen Tierschutzpreises ausgezeichnet worden.

Dörr gibt den Tipp: Wenn die Presse oder das TV auf den Hof kommt, sollte bevor die Kamera angestellt wird, der Betrieb in Ruhe vorgestellt und erklärt werden. Erst wenn alles erklärt ist, kann sich die Presse auch ein Bild vom Betrieb machen. Durch diese Vorgehensweise können viele Vorurteile ausgeräumt werden.

Er macht auch die Aussage, dass er festgestellt hat, dass ein großer Anteil der Bevölkerung landwirtschaftliche Wurzeln hat und jeder meint, er wüsste wie man Landwirtschaft betreiben muss. Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahren große positive Schritte nach vorn gemacht. Dies muss den Verbrauchern vermittelt werden. Wer das seinem Umfeld vermittelt, wird Verständnis und auch Anerkennung für seinen Betrieb erfahren.

Das Motto von Michael Dörr ist „Positiv denken“ und mit allem offen umgehen und nicht alles schlecht reden. So hat auch die Michwirtschaft in Zukunft eine Chance!

Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

Neue 100000 kg Kühe

Betrieb

Kuh

Buttgereit, Andreas Harbach

Pusta von Zunder

Gillessen, Kurt Neustadt/Wied

St-Nr. 578 von Wildman

Gillessen, Kurt Neustadt/Wied

Spuelerin von Lancelot

Kambeck, Norbert Dürrholz

Large von MisterX

Lehr GbR, Isenburg

Dora von -

Pentermann, Luc Dreisbach

St-Nr. 6 von Ramos

Scheide, Hermann Hausen

Cindere von Tornado

Schiefen, Wilhelm Buchholz

Deborah von Stadel

Schmidt, Markus Hövels

Mona lisa von Ruado RF

Schneider, Stefan Kölbingen

Tekla von -

Schönberger, Andreas Heilberscheid

St-Nr. 618 von Lee

Schönberger, Andreas Heilberscheid

Herte von Starleader

Weyel, Stephan Stockhausen-Illfurth

Eugenie von Jetlag