Kornqualität vielfach enttäuschend

Etwas später als im Trockenjahr 2015 hat nun in ganz Rheinland-Pfalz die Ernte der Mähdruschfrüchte begonnen. Zu dieser Verzögerung hat das niederschlagsreiche Wetter der letzten Monate beigetragen.

20.07.2016 | Nach guten Saatbedingungen für die Winterungen im letzten Jahr galten diese auch für die Aussaat im Frühjahr. Allerdings stellte sich dann von Mitte April bis Ende Juni überwiegend unbeständiges Westwindwetter mit sehr viel Regen ein. Nur einige wenige kurze Perioden mit sommerlichen Temperaturen um die 30 °erinnerten an den „Jahrhundertsommer“ im letzten Jahr.

Unter den wüchsigen Bedingungen entwickelten sich zunächst üppig Bestände. Aber bald führte das zu viel an  Wasser zu Staunässe oder gar zu Überschwemmungen. Darunter litten die Pflanzen in ihrer Entwicklung. Hinzu kamen Temperaturen zwischen 15 und 25 ° Celsius. Das feuchtwarme Klima sorgte für einen hohen Krankheitsdruck. Nur die Ackerbauern, die ständig die Kulturen beobachteten und rechtzeitig die Krankheitssymptome bekämpften, können mit einer guten Ernte rechnen. 

In Rheinhessen, dem Frühdruschgebiet in Rheinland-Pfalz, konnten die Mähdrescher schon vor etwa 10 Tagen starten. Dort ist die Wintergerste schon zu über 90 Prozent abgeerntet. In den Höhenlagen des Hunsrück, der Eifel und des Westerwaldes hat der Drusch dieser Kultur erst begonnen. Entsprechend der weiteren Abreife, die insbesondere von den Temperaturen und den Gutwettertagen abhängt, folgen dann der Winterweizen, der Winterraps, die Sommergerste,  der Hafer. Später dann noch meist erst im September die Leguminosen Bohnen und Erbsen. Der Körnermais, der nur in den Wärmlagen ausreift, schließt dann die Druschsaison ab.

In diesem Jahr stehen auf 122.000 ha Winterweizen. Diese Kultur hat mit Abstand die größte Bedeutung.  Mit Gerste sind 78.000 ha bestellt, wobei mit knapp 37.000 ha die Sommergerste nicht mehr ganz die Hälfte einnimmt. Allerdings ist der Anbau schon seit Jahren rückläufig; zum Vorjahr wieder 5000 ha weniger (minus11,9 Prozent). Der Körnermais nimmt mit 10.600 ha noch weit mehr Fläche in Anspruch als Bohnen und Erbsen, die auf 2.000 ha angebaut werden.

Die ersten Druschergebnisse waren für viele enttäuschend. Konnten in der Menge die durchschnittlichen Erträge mehrerer Jahre noch erreicht werden, so fielen die Partien in der Qualität doch stark ab. Vielfach wurden kleine Körner geerntet, mit einem hl-Gewicht unter dem Mindestwert von 60 kg.  Hinzu kommen noch oft eher graue und nicht „goldgelbe“ Körner wie im Vorjahr. Es wird erwartet, dass beim Brotweizen zumindest Teilmengen zu Futtergetreide herabgestuft werden müssen, weil die Qualitätsvorgaben nicht zu erfüllen sind.

In Erwartung einer mengenmäßig guten Ernte, die aber in der Qualität nicht an die des letzten Jahres herankommen wird, haben die Märkte schon reagiert. Der Preis für beste Qualitäten hat schon angezogen und Ware vom letzten Jahr ist gesucht, mit ordentlichen Aufschlägen.

Zum Preis für die neue Ernte lässt sich noch nicht viel sagen. Alle Marktteilnehmer halten sich noch bedeckt. Allerdings kann man hören, dass die Gebote des Handel um etwa 2,5 €/dt unter dem Wert vor einem Jahr liegen. Das würde bedeuten, dass der Ackerbauer für Wintergerste 12 €/dt erhalten kann. Für solche Ware, die die 60 kg/hl nicht erreicht werden 9 €/dt geboten. In diesen Zahlen ist die Mehrwertsteuer von 10,7 % enthalten.

Karl Riedesser, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Referat Pflanzenbau