Ausschuss Tierische Produktion und Tiergesundheit tagte in Bad Kreuznach

Der Verzicht auf Sojaschrot in der Fütterung ist zurzeit in aller Munde. Vor allem die Milcherzeuger müssen sich damit auseinander setzen, weil inzwischen fast alle Molkereien auf die entsprechenden Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels eingegangen sind.

Die Auswirkungen sind vielfältig und schlagen sich nicht nur in direkten Produktionsmehrkosten für teureres Futter nieder, auch der Nutztiermarkt ist direkt betroffen.

Ist eine Fütterung ohne Sojaschrot möglich?

Prof. Dr. Georg Dusel, Technische Hochschule Bingen gibt einen Überblick über den Handel mit Sojabohnen und verfügbare Alternativen zum Sojaschrot aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen (GVO-Soja). Die in Europa eingeführte Menge liegt seit über 15 Jahren konstant bei 14 – 15 Mio. t. Dagegen sind die Importe in China im gleichen Zeitraum auf das 8-fache gestiegen.

Vor allem Rapsextraktionsschrot spielt bereits bei uns in der Fütterung eine größere Rolle. Es haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Untersuchungen stattgefunden. In der Milchkuhfütterung können hohe Milchleistungen über 10.000 kg Milch mit Rapsextraktionsschrot problemlos erfüttert werden. Dabei müssen allerdings bestimmte Punkte wie Energieausgleich, Berücksichtigung des Schwefelgehaltes oder die Beachtung einer wiederkäuergerechten Fütterung berücksichtigt werden.

Untersuchungen belegen, dass auch bei der Fütterung von Mastschweinen und tragenden Sauen auf den Einsatz von Sojaschrot verzichtet werden kann. Die Leistungen in den durchgeführten Versuchen waren durchaus vergleichbar. Für die Fütterung von säugenden Sauen und Ferkeln gibt es jedoch noch nicht genügend Ergebnisse, um eine solche Aussage treffen zu können. Durch den Einsatz von Rapsschrot kann beim Schwein der Rohproteingehalt in der Ration gesenkt werden. Der durchaus positive Nebeneffekt ist eine deutliche Reduktion bei den Stickstoff-Ausscheidungen. Ein wichtiger Aspekt, der auch im Zusammenhang mit anderen Anforderungen wie z. B. der neuen Düngeverordnung für die Landwirtschaft eine große Rolle spielt.

Die Verwertung von Rapsschrot ist in der Wiederkäuerfütterung besser als beim Schwein. Für die Zukunft ist deshalb davon auszugehen, dass ein Großteil des produzierten Rapsschrot vor allem in der Wiederkäuerfütterung eingesetzt wird. Natürlich besteht auch die Möglichkeit GVO-freies Sojaschrot einzusetzen, dies ist jedoch deutlich teurer gegenüber GVO-Sojaschrot (um bis zu 15 €/dt).

In der Diskussion sprechen die Ausschussmitglieder an, dass das Thema GVO-freie Fütterung in erster Linie durch Vorgaben des Lebensmitteleinzelhandels in den Fokus gerückt ist. Eine entsprechende Forderung der Verbraucher gibt es nicht. Die steigende Milchanlieferung ab dem Frühsommer 2015 nach dem Wegfall der Quote  wurde von den Discountern ausgenutzt, um den Preis weiter zu drücken. Die weitere Vorgehensweise folgt dem üblichen Muster, was heute bzw. in der Vergangenheit vielleicht noch mit einem kleinen Preisaufschlag honoriert wurde, wird in wenigen Jahren Standard sein und muss von den Milcherzeugern geleistet werden. Die Molkereien lassen sich nach dem Standard des VLOG – Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. – zertifizieren. Die Vorgehensweise der Hochwald Foods, in Werke mit VLOG-Standard und ohne VLOG-Standard zu differenzieren wird von den Teilnehmern sehr kritisch gesehen.

Herausforderung Milchmarkt – Vermarktungsstrategien auf dem Prüfstand

Dr. Thorsten Lobenstein ist Unternehmensberater und hat sich intensiv mit dem Milchmarkt und den Vermarktungsstrategien der Molkereien beschäftigt. In den letzten 10 Jahren lag der Milchpreis auf Erzeugerebene in Deutschland zwischen 22,7 und 42,4 ct. je kg bei 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof. Diese Schwankungsbreite von 20 cent wird in USA und Neuseeland mit über 30 ct. noch deutlich übertroffen. Der Referent stellt in seinem Vortrag Produktionskennzahlen und Kennzahlen zur Bilanzanalyse ausgewählter Molkereien (Hochwald Foods, Arla Foods, Friesland Campina, DMK Deutsches Milchkontor) für den Berichtszeitraum von 2013 bis 2015 gegenüber. Bei den Produktionskennzahlen liegt der Milchpreis bei den Molkereien Hochwald, Arla und Campina in jedem Jahr über dem jeweiligen Bundesdurchschnitt. Der Umsatz ist bei allen Molkereien mehr oder weniger zurückgegangen. Der erwirtschaftete Jahresüberschuss könnte z. B. genutzt werden, um einen höheren Milchpreis auszuzahlen. Würde man einen um 1 ct höheren Auszahlungspreises ansetzen, so wären die Molkereien Hochwald und DMK allerdings nicht in der Lage, diese Mehrausgaben aus den Überschüssen zu bezahlen.

In der Bilanzanalyse stellt Dr. Lobenstein weitere Unterschiede zwischen den Molkereien heraus. Ein Verschuldungsgrad von über 200 % ist negativ einzuordnen, hier liegen die Molkereien Hochwald und Arla mehr oder weniger deutlich über diesem Wert. Die Investitionsintensität zeigt den Anteil der Investitionen an den Umsatzerlösen. Dieser Wert hat sich im Zeitraum 2013 bis 2015 bei Hochwald verdoppelt, bei Friesland Campina und dem DMK ist die Investitionsintensität um 50 % gestiegen. Arla hat demgegenüber die Investionsintensität um 30 % verringert. Bei der Molkerei Hochwald kann man an der deutlich gestiegenen Investitionsintensität erkennen, dass hier ein Nachholbedarf besteht. Bei den Anteilen der Aufwandspositionen am Umsatz werden die höheren Rohstoffkosten bei Hochwald im Vergleich zu Friesland Campina deutlich. Der Umsatz in €cent je kg Milch liegt bei Hochwald 2015 bei 63 cent, bei Campina bei 101 cent.

Insgesamt stellt der Referent fest, dass sowohl die Anlageintensität als auch die Investitionstätigkeit der betrachteten Molkereien im Zeitraum 2013 bis 2015 hoch war, dass Unterschiede in der Milchverwertung und damit Wertschöpfung je kg verarbeiteter Milch deutlich geworden sind und auch die Vermarktungsstruktur neben dem Produktmix zur Bewertung der Erfolgsgrößen wichtig ist.

In der Diskussion wird die fehlende Transparenz in Bezug auf die Preismeldung seitens der Milcherzeugergemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar (MEG) angesprochen. Anfragen des Marktreferates, die Auszahlungspreise genauso zu melden wie dies seitens der Molkereien geschieht, wurden von der MEG abgelehnt. Wünschenswert wäre es, wenn die Milcherzeuger über die gezahlten Preise aller Marktteilnehmer informiert werden. Eine qualitativ hochwertige Produktion und die größtmögliche Wertschöpfung spielen die wichtigste Rolle im Milchmarkt. Auslandsmärkte oder Premiummärkte können hier für die Zukunft entscheidende Impulse geben. Alleinstellungsmerkmale können gut sein, genügen aber möglicherweise nur für eine Nischenproduktion. Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob es nicht zu noch mehr Zusammenarbeit bzw. Zusammenschlüssen zwischen den Molkereien kommt bzw. kommen muss. Nehmen auch in Zukunft gut strukturierte, gesunde Unternehmen die schlechteren auf und werden selbst schlecht oder gehen schlechte Unternehmen einfach zu Grunde?

Schwarzwildbestände müssen reduziert werden

Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten nimmt im Referat 55b u. a. die Aufgabe der Obersten Jagdbehörde wahr und beschäftigt sich z. B. mit Strategien zur Vermeidung von Wildschäden und Wildtiermanagement. Reinhold Rosenbach ist Referent im Referat 55b und berichtet zur Situation beim Schwarzwild in Rheinland-Pfalz.

1938 wurden in RLP 2.100 Wildschweine geschossen, seit 1983 geht die Jagdstrecke steil nach oben, im Jahr 2016 lag die Zahl bei 61.000 Stück. Da das sogenannte Jagdjahr jeweils vom 1. April bis 31.März geht und die Meldungen quartalsweise erfolgen, wird sich diese Zahl noch erhöhen. Während früher fast ausschließlich Sauen geschossen wurden, hat der Ausbruch der klassischen Schweinepest Ende der 90er Jahre und das damit einhergehend eingeführte Handlungsprogramm dazu geführt, dass es keine Größen- und Gewichtsbegrenzungen mehr gibt und ein Abschuss von Zuwachsträgern – das sind Bachen ohne Frischlinge und Frischlinge – ausdrücklich gefordert wird. Das angesprochene Handlungsprogramm beinhaltet neben den Bejagungsempfehlungen auch die stärkere Einbindung der Kreisjagdmeister in die Verantwortung, z. B. runde Tische zur Schwarzwildbejagung mit den betroffenen Beteiligten vor Ort einzurichten. Dies ist noch nicht bei allen Kreisen erfolgt und es ist auch festzustellen, dass dort bisher wenige Landwirte eingebunden werden. R. Rosenbach spricht das Beispiel des Kreises Südliche Weinstraße an, wo durch diese Maßnahme mehrere revierübergreifende Drückjagden sowie Werbeveranstaltungen zum Wildbret überaus erfolgreich waren. Grundsätzlich ist auch festzustellen, dass die Forstwirtschaft sich ebenfalls über die hohen Wildschäden beklagt, es also keineswegs eine alleinige Forderung der Landwirtschaft sei, gegen die zu hohen Wildbestände vorzugehen. Der Wert des Jagdbestandes an sich habe durch die enormen Zuwächse beim Wild an großem Wert verloren und auch aus diesem Grund bestehe Handlungsbedarf.

Christoph Hildebrandt ist Wildmeister und Leiter der Landesjagdschule des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. Der Landesjagdverband hat 18.000 Mitglieder und unterstützt die Forderungen des Handlungsprogrammes. Aus seiner Sicht müssen die Landwirte die auftretenden Schäden noch konsequenter an die Jäger melden. Ein besonderes Augenmerk muss auf den Abschuss von Frischlingsbachen gelegt werden, die rund 56 % der Reproduktion ausmachen. 80 % des Jahresfrischlingsbestandes müssten erlegt werden, um die Population nur stabil zu halten. Bei der Gestaltung der Jagdpachtverträge vertritt er die Meinung, dass die räumliche Nähe der Jagdausübungsberechtigten zum Revier und ihre Bereitschaft kurzfristig tätig zu werden stärker beachtet werden sollten. 

Thomas Boschen ist Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. Die steigenden Wildbestände und damit einhergehend steigenden Schäden sind ein bundesweites Problem. Eine Veränderung muss auch im Kopf der Jagdrechtsinhaber beginnen. Er unterstützt die Forderung von R. Rosenbach, dass auf Kreisebene eine stärkere Zusammenarbeit der Beteiligten erfolgen muss.

In der Diskussion wird die Betroffenheit der Landwirtschaft deutlich. Die Einnahmen aus den Jagdpachtverträgen spielen bei vielen Jagdgenossenschaften eine entscheidende Rolle, den Bedürfnissen der Landwirtschaft wird dort kaum entsprochen. Keinesfalls sollten sich die Genossenschaften auf eine Deckelung bei der Schadensregelung einlassen. Aus dem Raum Altenkirchen wird die Schonzeit im angrenzenden Nordrhein-Westfalen angesprochen. R. Rosenbach berichtet, dass das Ministerium sich diesbezüglich bereits an die zuständige Stelle in NRW gewandt hat, um eine zumindest lokale Aufhebung dieser Regelung für das Gebiet der Landesgrenze nach NRW zu erreichen. 

Gertrud Werner, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz